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Status erhalten: Wie status-hohe Personen den gutartigen und bösartigen Neid status-niedriger Personen schlussfolgern und ihn interpersonal regulieren

Antragsteller Dr. Jens Lange
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 325199698
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Hoher Status in Hierarchien geht mit unterschiedlichen gesellschaftlichen und gesundheitlichen Vorteilen einher. Wie Statushierarchien sich zwischen Menschen bilden und verändern muss jedoch noch besser verstanden werden. Das Ziel des vorliegenden Projekts war, die Rolle von Emotionen, sowie das Zusammenspiel der Emotionen mehrerer Personen, in der Regulation von Statushierarchien besser zu verstehen. Ein Fokus lag darauf wie (a) status-hohe Personen Formen des Neides statusniedriger Personen wahrnehmen und (b) darauf emotional reagieren. Ich habe vorhergesagt, dass status-hohe Personen gutartigen Neid bei status-niedrigen Personen schlussfolgern, wenn statusniedrige Personen mit Enttäuschung auf das Neidobjekt schauen und status-hohe Personen auf gutartigen Neid mit wohlwollender Bescheidenheit reagieren. Status-hohe Personen sollten bösartigen Neid bei status-niedrigen Personen schlussfolgern, wenn status-niedrige Personen mit Ärger auf die status-hohe Person schauen und status-hohe Personen sollten auf bösartigen Neid mit Verachtung reagieren. Die durchgeführten Arbeiten belegen die Hypothesen teilweise. Beendete Vorarbeiten zum Projekt stützen, dass Personen gutartigen und bösartigen Neid akkurat wahrnehmen können, aber nur wenn sie sich kennen bzw. sich über mehrere Situationen hinweg beobachten konnten. Die vorgeschlagenen Experimente legten nahe, dass Personen auf gutartigen Neid schließen, wenn jemand in einer Vergleichssituation enttäuscht schaut oder den Blick auf das Neidobjekt richtet. Das Zusammenspiel der Hinweise verändert die Schlussfolgerung nicht weiter. In ähnlicher Weise schließen Personen auf bösartigen Neid, wenn jemand in einer Vergleichssituation verärgert schaut oder den Blick auf die beneidete Person richtet. In experimentellen Studien drückten gutartig beneidete Personen dann eher wohlwollende Bescheidenheit aus und bösartig beneidete Personen eher Verachtung. In einer Studie mit Versuchspersonen, die Bowling miteinander spielten, bestätigte sich die Hypothese nur für bösartig beneidete Personen. Im Rahmen des Projektes habe ich die Rolle von Emotionen in der Regulation von Statushierarchien noch von anderen Perspektiven aus beleuchtet. So zeigten Studien beispielsweise, dass Schadenfreude verstärkt wird, wenn einer zunächst erfolgreichen Person, die Dominanz über hybristischen Stolz ausdrückt, ein Unglück geschieht. Auch Persönlichkeitsvariablen gehen in diesen Bereichen mit unterschiedlichen Reaktionen einher. In einem Projekt zeigte sich, dass Personen mit höherem Anspruchsdenken motiviert sind Status zu erlangen und sich dies auch über Neid manifestiert, andere jedoch dieses Statusstreben weniger belohnen. Oder aber auch Narzissmus hängt mit einer Tendenz zusammen, Stolz bei Erfolg zu empfinden, was teilweise mit höherem erlangten Status einhergeht. In einem Übersichtsartikel haben wir dann Teile dieser und anderer Forschung zum Einfluss von Hierarchien auf Emotionen zusammengefasst und in einer Literaturarbeit haben wir Ideen dieser Ansätze auf die Rolle von Emotionen in Korruption angewandt. Abschließend führte das Projekt auch zu neuen Überlegungen, wie die Konzeptualisierung von Emotionen verbessert werden kann. In allen Arbeiten des Projekts zeigte sich, dass die Rolle von Emotionen sich auf der Ebene einzelner Komponenten dieser Emotionen abspielte. Beispielsweise basierte ein Verständnis der Rolle von Neid darauf, dass Neid in unterschiedliche miteinander verbundene Komponenten (Schmerz, gutartiger Neid und Bösartiger Neid) aufgeteilt wurde. Neben einer theoretischen Arbeit zu Neid und einer feindlichen Kollaboration zu diesen Theorien führten diese Überlegungen auch zum Vorschlag eines Weges in Richtung einer integrativen Emotionstheorie. Wir schlagen eine Konzeptualisierung von Emotionen als Netzwerke kausal miteinander verbundener Komponenten vor. Eine theoretische Arbeit zeigt, dass solch eine Konzeptualisierung verschiedene, bisher als inkonsistent betrachtete, Ideen anderer Emotionstheorien integrieren kann.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2020) Accuracy and bias in the social perception of envy. Emotion (Washington, D.C.) 20 (8) 1399–1410
    Lange, Jens; Hagemeyer, Birk; Lösch, Thomas; Rentzsch, Katrin
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1037/emo0000652)
  • (2020) Toward an Integrative Psychometric Model of Emotions. Perspectives on psychological science : a journal of the Association for Psychological Science 15 (2) 444–468
    Lange, Jens; Dalege, Jonas; Borsboom, Denny; van Kleef, Gerben A.; Fischer, Agneta H.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177/1745691619895057)
  • (2019). Schadenfreude as social-functional dominance regulator. Emotion, 19, 489-502
    Lange, J., & Boecker, L.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1037/emo0000454)
  • (2020). How hierarchy shapes our emotional lives: Effects of power and status on emotional experience, expression, and responsiveness. Current Opinion in Psychology, 33, 148-153
    Van Kleef, G. A., & Lange, J.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.copsyc.2019.07.009)
 
 

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