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Wir riefen Arbeitskräfte, es kamen Menschen, die Fußball spielten. Sport, Immigration und Integration im Frankreich und Westdeutschland der langen 1960er Jahre

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 325694851
 
Migrations- wie sporthistorische Forschungen haben seit einiger Zeit erheblich an akademischer Würde gewonnen, dies freilich unabhängig voneinander, kaum einmal wechselseitig verschränkt. Auch für die langen 1960er Jahre bilden empirische zeithistorische Studien, die beide Arbeitsfelder zusammendenken, ein Desiderat, erst recht unter transnationalen Gesichtspunkten. Das Projekt setzt hier an und untersucht die Relevanz sportlicher Aktivitäten im bundesdeutschen und französischen Amateurfußball für die Integration südeuropäischer Migranten. Im Zentrum steht eine vergleichs- und transfergeschichtlich angelegte Grenzraumanalyse, die fallstudienartig fußballspielende Migranten in bereits bestehenden Vereinsstrukturen oder in selbst gegründeten Klubs in den Blick nimmt sowie deren Erfahrungen, Handlungsstrategien und -margen vor Ort. Ein solcher Zugang erlaubt es für beide Länder, das damalige Denken in statischen Assimilations- und Integrationsmodellen wie auch die dominanten Verbands- und Politikdiskurse über Sport als ideales Integrationsinstrument kritisch zu hinterfragen und mit den konkreten Kulturkontakten und Fußballpraktiken zu konfrontieren. Aus transnationaler Warte richtet sich das Erkenntnisinteresse auf Ähnlichkeiten, Unterschiede und grenzüberschreitende Verflechtungen, besonders auf die Frage, ob nicht das sportliche Mit- und Gegeneinander und die Repräsentationen, die sich in den langen 1960er Jahren daran knüpften, mehr Analogien zwischen Frankreich und Westdeutschland aufdecken als dies Divergenzen in Einwanderungstraditionen, Gelegenheitsstrukturen und politisch-kultureller Rahmung suggerieren. Zu überprüfen wäre zudem, inwiefern Migrantenfußball als Sensor und Chiffre für den Liberalisierungsgrad beider Gesellschaften gelten kann, inwiefern Debatten, Kontroversen und Aktivitäten im Kontext von Sport und Migration vor Ort relevante Aufschlüsse ermöglichen über den respektiven Umgang mit Fremdem im Zeichen von "Wirtschaftswunder" und "trente glorieuses".
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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