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Romantische Renaissance. Ideologisierte Fiktion des 16. Jahrhunderts (1814-1848)

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 327700721
 
Auch wenn das Interesse der Literaturwissenschaft am romantischen Kult um ein christliches Mittelalter niemals abriss, so hatte doch der Platz der Renaissance und des XVI. Jahrhunderts bis zum heutigen Tag keine vergleichbare Neugierde in der Wissensgemeinde hervorgerufen. Dennoch ist das XVI. Jahrhundert weit davon entfernt in der historischen Reflexion der Romantiker abwesend zu sein: Es finden sich zahlreiche historische Romane und Dramen, die sich um das Säkulum der Valois drehen und Anspielungen auf diese Periode sind üblich. Diese Nachlässigkeit ist möglicherweise a priori der französischen Historiographie geschuldet, die die Renaissance mal als Teil des Mittelalters betrachtete, mal als von Italien beeinflusste und korrumpierte Periode - und damit als Konkurrenz zum nationalen Mittelalter - und mal noch als Übergangsperiode zwischen dem Mittelalter und dem Grand Siede. Die französische Renaissance wäre demnach eine Periode ohne starke spezifische Besonderheit, auf der Suche nach einer historischen - insbesondere einer nationalen - Identität. Die literarische Kreation aber lässt sich genauso als Laboratorium verstehen, das das romantische Bild der Renaissance und der Moderne inspiriert. Dieser Essay untersucht die Konstruktion des XVI. Jahrhunderts in der französischen Literatur unter der Restauration und der Julimonarchie, nämlich einer Periode, in der nach Chateaubriand ¿tout prend la forme de Thistoire: le theatre, le roman, la poesie¿ {Eludes hisioriquesy 1831). Wie wurde das XVI. Jahrhundert gedacht, geschrieben, wie repräsentiert? Das Jahrhundert der Valois ist jenes der Religionskriege, die es Voltaire ermöglichten, als er an diese Periode dachte, von ¿une robe d¿or et de soie ensanglanlee¿ {Essaie sur les mceurs) zu sprechen. In dieser Weise vereint er über eine suggestive Metapher die Pracht der Renaissance und die blutrünstigen Massaker der Bürgerkriege. Die romantischen Vorstellungen zur Renaissance greifen das Bild Voltaires wieder auf, aber es bleibt weiterhin zu untersuchen, wie es verwendet und wie es gebrochen wird in der literarischen Imagination und im historischen Diskurs. Die Ausgangshypothese dieses Essays soll sein, dass die Repräsentation des XVI. Jahrhunderts in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts mit ideologischen Implikationen und einer politischen Instrumentalisierung einhergeht: Diese tragen zu einer kontroversen Periode bei, gilt die Renaissance doch als Wiege der Revolution.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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