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Distanzregulation in Partnerschaften

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2006 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 32787040
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Aushandlung von raumzeitlicher Nähe und Distanz spielt eine wichtige Rolle in Partnerschaften und hat Auswirkungen auf die Partnerschaftszufriedenheit und - stabilität. Ziel des Projekts war die Entwicklung und empirische Überprüfung eines Modells partnerschaftlicher Distanzregulation, das erklären kann, welche Bedingungen in der Persönlichkeit und im Partnerschaftskontext zu einer für beide Partner befriedigenden raumzeitlichen Nähe führen können. Es wurden zwei umfangreiche empirische Untersuchungen durchgeführt: eine Onlinestudie mit Individuen und eine Feldstudie mit Paaren in großstädtischen und ländlichen Regionen, die entweder traditionell in einem Haushalt oder in getrennten Haushalten (Living Apart Together) in erreichbarer Nähe lebten. Ausgehend von motivationspsychologischen Überlegungen wurden im Rahmen des Projekts explizite und implizite Maße für die Erfassung kommunaler und agentischer Motive in Partnerschaften entwickelt und validiert, mit denen die individual- und dyadentypischen Bedürfnisse nach Nähe und Alleinsein abgebildet werden können. Die empirische Prüfung des Distanzregulationsmodells erfolgte sowohl aus individueller als auch dyadischer Perspektive und ergab, dass die Auflösung von Diskrepanzen zwischen den individuellen Bedürfnissen der Partner (Sollwerte für Nähe) und dem Verhalten des Paares (realisierte raumzeitlicher Nähe) die partnerschaftliche Zufriedenheit und Stabilität gut vorhersagen konnte. Im Vergleich partnerschaftlicher Lebensformen zeigte sich darüber hinaus, dass insbesondere räumlich getrennt lebende Paare im mittleren Erwachsenenalter (Living Apart Together) ein deutlich stärker ausgeprägtes Bedürfnis nach Alleinsein aufweisen, sich aber in anderen Merkmalen (Bedürfnis nach Nähe, Zufriedenheit und Stabilität) nicht von traditionell zusammenlebenden Paaren unterscheiden. Weiterhin wurde wie erwartet gefunden, dass die historisch relativ neue Partnerschaftsform des LAT in ländlichen Regionen seltener auftritt. Die Projektergebnisse verweisen insgesamt darauf, dass die Vielfalt partnerschaftlicher Lebensformen nicht nur Ausdruck sozialer Kontexteinflüsse ist, sondern vor allem eine Funktion individueller Bedürfnisse nach Nähe und Distanz darstellt: Paare zeigen für sie typische Formen der Distanzregulation, weil sie ihre individuellen Bedürfnisse aufeinander abstimmen und für beide Partner akzeptable Formen der Nähe und Distanz aushandeln müssen.

 
 

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