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Der Mediziner und Sklavenhändler Dr. Daniel Botefeur. Der Übergang zum illegalen Sklavenhandel auf dem Atlantik sowie in den Amerikas und der Menschenhandel in Westafrika. Mikrogeschichten des Wissens
Antragsteller
Professor Dr. Michael Max Paul Zeuske
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2017 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 328158832
Es geht um biografische und mikrogeschichtliche Dimensionen des interkontinentalen Sklavenhandels von Afrika über den Atlantik in die Amerikas in einer Zeit des globalgeschichtlichen Übergangs vom atlantischen Freihandel mit Versklavten zum illegalen Menschenhandel auf dem hidden Atlantic (Zeuske 2009). In den USA und in GB war atlantischer Sklavenhandel ab 1808 verboten, im spanischen Reich ab 1820, im portugiesischen Reich ab 1836, in Frankreich und Brasilien ab 1831 (in Brasilien endgültig 1851). Es gab aber bis um 1880, trotz dieser Abolitionen, illegalen Menschenschmuggel von 2 bis 4 Millionen Menschen. In dieser Zeit entstand eine neue Gruppe von atlantischen Kaufleuten, die in Westafrika und auf dem Atlantik mit Sklavenhandel/ Menschenhandel Profite und Kapital generierten und dieses in Form der Atlantisierung in den Sklaverei- und Plantagengebieten der Amerikas anlegten (sowohl als Geld- wie auch als Kapital menschlicher Körper, vor allem zunächst in iberischen Gebieten, wie Kuba, Puerto Rico und Brasilien, mit Verbindungen in die USA). Atlantisierung bedeutet, dass Kapital, Menschen, Wissen, Waren (commodities) vorwiegend über den Raum und die Netzwerke des Atlantiks in die Amerikas kommen konnten, wodurch dieser Atlantik eine eigene, auch kulturelle Qualität gewann. Die neuen atlantischen Eliten prägten ab ca. 1820 die Geschichte von Gesellschaften der Second Slavery (speziell Kuba und Brasilien; nicht so direkt in den USA, was zu erforschen bleibt). Zugleich war diese Zeit des 19. Jahrhunderts seit ca. 1808/1815, wie erwähnt, eine Zeit der Abolitionen (Sklavenhandel 1794/1808 bis 1840 und dann Sklavereien (1794/ 1838 bis 1888), als zivilisatorisches Projekt wurde reale Abolitionspolitik vor allem von Großbritannien betrieben. Als Arbeitshypothese geht vorliegendes Projekt davon aus, dass zu dieser Gruppe von neuen atlantischen Kaufleuten vor allem iberische Männer gehörten, aber auch eine Reihe von Amerikanern sowie Männer anderer Herkunft (wie Daniel Botefeur aus Hannover) sowie große Gruppen von Hilfspersonal (Atlantikkreolen, Matrosen, vor allem luso-afrikanische Broker (tangomãos, grumetes)). Die mikrogeschichtliche Dimension in Form der life history des Mediziners und Sklavenhändlers Daniel Botefeur (um 1770 Hannover-1821 Charleston) als normative Ausnahme in Bezug auf die Gruppe atlantischer iberischer Unternehmer soll zeigen, wie in Westafrika und dann auf dem Atlantik und in Hafenstädten der Kolonialmächte Profite generiert wurden und in Gestalt der erwähnten Atlantisierung Gesellschaften sowohl in Afrika, aber vor allem in den Sklavereigebieten der Amerikas, verändert und modernisiert wurden. In einer doppelten Mikrodimension (Daniel Botefeurs/ Sklave Robin Botefeur) soll analysiert werden, welche Rolle formales (medizinisches) und Erfahrungswissen (vor allem Körperwissen, aber auch Wissen um die Lebensumstände von Versklavten sowie Kontakte in Westafrika) für den Aufstieg Daniel Botefeurs hatten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen