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Pathomechanismen von Autoantikörpern bei Autoimmunreaktionen im zentralen Nervensystem
Antragsteller
Professor Dr. Alexander Flügel
Fachliche Zuordnung
Molekulare und zelluläre Neurologie und Neuropathologie
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 329044703
Das Projekt beschäftigt sich mit der Rolle von Autoantikörpern bei ZNS-Autoimmunität. B-Zellen und Autoantikörper rückten in das medizinische Interesse, nachdem anti-CD20 Antikörper (Rituximab) überraschend effektiv den Entzündungsprozess der Multiplen Sklerose (MS) hemmten. Wie genau B-Zellen zur Pathogenese der Erkrankung beitragen, ist jedoch noch nicht geklärt. Wir analysierten Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein- (MOG)-spezifische T- und B-Zellen in der experimentellen Autoimmunenzephalomyelitis, einem Tiermodell der MS. MOG-spezifische B-Zellen beschleunigten die Infiltration pathogener T-Zellen in das ZNS und verursachten einen früheren Ausbruch und einen schwereren Verlauf der Erkrankung. Zudem bewirkten die B-Zellen eine Krankheitsmanifestation bei subklinischer Induktion (Flach et al. PNAS 2016). Diese Effekte wurden nicht durch die B-Zellen selber, sondern durch B-Zellen-produzierte Autoantikörper ausgelöst. In diesem Forschungsprojekt untersuchen wir die Mechanismen, mittels derer die Autoantikörper ihre pathogene Funktion im ZNS ausüben. Folgende Mechanismen könnten dabei zu den beobachteten klinischen Effekten beitragen: 1) ZNS-spezifische Autoantikörper können durch die Opsonisierung von Myelin und dessen anschließender Zerstörung durch myeloide Effektorzellen oder antikörper-vermittelte zelluläre Zytotoxizität (ADCC) eine Myelinzerstörung auslösen; 2) die gebildeten Immunkomplexe können an residente ZNS-Zellen (Astrozyten oder Mikroglia) binden und eine Ausschüttung pro-inflammatorischer Faktoren bewirken, was wiederum zum weiteren Einstrom von Immunzellen aus der Blutzirkulation führt; 3) Antikörper können ZNS-Antigene lokalen antigenpräsentierenden Zellen zuführen. Die Aufnahme von Immunkomplexen kann dabei die Antigenpräsentation und damit die lokale T-Zellreaktivierung verstärken. In unseren vorangegangenen Studien haben wir gezeigt, dass in der Gegenwart MOG-spezifischer Autoantikörper die T-Zellaktivierung innerhalb des ZNS erhöht war (Flach et al. PNAS 2016). Wie jedoch genau die Autoantikörper die verstärkte T-Zellaktivierung vermitteln und welche Pathomechanismen zur Gewebszerstörung beitragen ist noch nicht erforscht. Wir werden diese Fragestellungen mit folgenden Techniken untersuchen: 1) Visualisierung der Autoantikörper und es Autoimmunprozesses im ZNS durch intravitale 2-Photonenmikroskopie; 2) direktes Verfolgen der T-Zellaktivierung durch lokale antigenpräsentierende Zellen durch den Einsatz Aktivität-abhängigen Biosensoren; 3) Untersuchung, inwieweit Antikörper mit verschiedenen Eigenschaften/Spezifitäten die T-Zellaktivierung und/oder Demyelinisierung verstärken können; 4) Analyse der Rolle verschiedener Fc-Rezeptoren auf unterschiedlichen ZNS-Zellpopulationen; 5) der Generierung von transgenen Mausmodellen mit verschiedenen T- und B-Zellspezifitäten und 6) der Untersuchung des Potentials von humanen Autoantikörpern aus Patientenseren/CSF, die Erkrankung einer EAE zu beschleunigen und/oder zu verstärken.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Privatdozent Dr. Fred Lühder