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Pathomechanismen von Autoantikörpern bei Autoimmunreaktionen im zentralen Nervensystem

Fachliche Zuordnung Molekulare und zelluläre Neurologie und Neuropathologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 329044703
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Anti‐B‐Zell‐Therapien (z.B. Rituximab) zeigen überraschende Erfolge bei MS‐Patienten. Daher ist die Erforschung der Wirkmechanismen von B‐Zellen bei dieser Autoimmunerkrankung in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Wir konnten bereits zeigen, dass Autoantikörper gegen Myelin‐Oligodendrozytenglykoprotein (MOG‐Ak) im Tiermodell der experimentellen Autoimmunenzephalomyelitis (EAE) die Erkrankung beschleunigen und verstärken. Im Mittelpunkt des jetzigen Vorhabens lag die detaillierte Untersuchung des zugrundeliegenden Wirkmechanismus. Wir konnten zeigen, dass MOG‐Ak bei der EAE zusammen mit den ersten „Pionier"‐T‐Zellen die Blut‐Hirn‐Schranke überwinden. Im Gewebe wurde überraschenderweise fast keine Autoantikörperbindung an die MOG‐enthaltenden Zielstrukturen (Myelinscheiden) gefunden, sondern die Autoantikörper reicherten sich vor allem in zellulären Strukturen an. Diese Anreicherung war Fc‐gamma‐Rezeptor (FcgR) abhängig und schloss mehrere verschiedene FcgRs ein. Ausschließlich myeloiden Zellen nahmen die Autoantikörper auf. Die Zellen wurden hierbei FcgR‐abhängig aktiviert. Die Aktivierung führte zu einer verstärkten Antigenpräsentationskapazität der Zellen. Infiltrierenden T‐Zellen wurden nach Applikation von MOG‐Ak in situ FcgR‐abhängig verstärkt reaktiviert. Diese verstärkte Reaktivierung führte zu einer erhöhten Produktion entzündungsfördernder Zytokine und einer verstärkten klinischen Erkrankung. In Abwesenheit der FcgR war dieser krankheitsverstärkender Effekt der MOG‐Ak aufgehoben. Interessanterweise kam auch hier das redundante System der FcgR zum Tragen, denn bereits eine Expression nur eines Teils dieser Rezeptoren führte in der EAE bereits zu einem krankheitsverstärkenden Effekt der MOG‐Ak, auch wenn dieser im Vergleich zum Wildtyp weniger stark ausgeprägt war. Zusammenfassend konnten wir feststellen, dass die MOG‐Ak durch eine FcgR‐abhängige erhöhte Aufnahme des Autoantigens eine verstärkte Reaktivierung infiltrierender enzephalitogener T‐Zellen bewirken. Diese verstärkte Reaktivierung der T‐Zellen wiederum steigerte die Schwere der klinischen Erkrankung. Die direkte Bindung der Autoantikörper auf die Zielstrukturen zeigte hingegen überraschenderweise keine vergleichbaren klinischen Auswirkungen. Diese Ergebnisse sollten unser Verständnis, wie Autoantikörper im Zielgewebe ihre pathologische Funktion entfalten, vertiefen und könnten zudem in zukünftigen Therapieansätzen Berücksichtigung finden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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