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Suchanstrengungen bei Arbeitslosigkeit: Erkenntnisse aus neuen Daten und Theorie
Antragsteller
Dr. Joerg Heining
Fachliche Zuordnung
Statistik und Ökonometrie
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung von 2017 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 329151064
Ziel des Projekts ist es, an der Schnittstelle zwischen Verhaltens- und Arbeitsmarktökonomik einen Beitrag zur Literatur über Arbeitssuche zu leisten. Es untersucht die Wirkungskanäle, warum Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung zu einem Fehlanreiz (disincentive effect) führen können und widmet sich dabei der Tatsache, dass die Übergangsraten in Beschäftigung zum Ende der Anspruchsdauer steigen. In einem ersten Schritt werden detaillierte Informationen über die Aufwände bei der Arbeitssuche von Leistungsempfängern gesammelt. Dies ist eine Grundvoraussetzung um die Mechanismen, die hinter einer verfehlten Anreizwirkung von Arbeitslosengeld stehen, zu analysieren. Hierzu führen wir eine neuartige und innovative Befragung von arbeitslosen Personen mittels SMS Nachrichten durch, bei der wir über einen längeren Zeitraum Daten über die Aufwände bei der Arbeitssuche erfragen. Zu diesem Zweck erhalten wir über das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Zugriff auf die Grundgesamtheit aller Empfänger von Arbeitslosengeld, in der die Anspruchsdauer dieser Personen nahezu in Echtzeit erfasst wird. Aus der Grundgesamtheit werden an den Sprungstellen der Anspruchsdauer Personen mit quasi-randomisierten Unterschieden in der Anspruchsdauer für die Befragung ausgewählt. Die so gesammelten Daten sollen mit den administrativen Daten des IAB verknüpft werden, um so ein umfangreiches Set an Merkmalen zu erhalten.Auf Basis dieser Daten stellen wir die Vorhersagen verschiedener Suchmodelle in einem zweiten Schritt gegenüber, wodurch wir in der Lage sind, Änderungen im Suchverhalten dieser Personen zu vergleichen. Konkret werden wir ein Suchmodel basierend auf referenzabhängigen Arbeitnehmern (reference dependent workers) mit anderen (Standard-)Suchmodellen kontrastieren, da insbesondere referenzabhängigen Arbeitnehmern ihr Suchverhalten bei Leistungskürzungen ausgeprägter anpassen. Diese erhöhen zwar den Suchaufwand vor Ende der Anspruchsdauer, passen jedoch ihr Verhalten dem reduzierten Niveau an und verringern dementsprechend ihre Suchanstrengungen. Dagegen bleibt in einem Standardsuchmodell die Suchintensität nach Ablauf der Anspruchsdauer konstant. Da sie unterschiedliche Politikimplikationen in sich tragen, ist eine empirisch fundierte Unterscheidung dieser Verhaltensmuster von Bedeutung. In einem dritten Schritt verwenden wir die kombinierten Daten um zu untersuchen, wie unterstützende Maßnahmen wie z.B. Vermittlungsvorschläge der Arbeitsvermittler das Verhalten bei der Arbeitssuche beeinflussen. Darüber hinaus soll untersucht werden, wie der Einfluss dieser unterstützenden Maßnahmen auf das Suchverhalten zwischen Personen mit unterschiedlichen Anspruchsdauern variiert. Ein besseres Verständnis des Zusammenspiels von unterstützenden Maßnahmen und der Arbeitssuche kann dazu beitragen, die Passgenauigkeit und somit auch Effizienz solcher Maßnahmen in der Praxis zu verbessern und um zum Verständnis über ihre Effektivität beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
USA
Kooperationspartner
Professor Stefano DellaVigna, Ph.D.; Professor Johannes Schmieder, Ph.D.