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Koordinationsfonds
Antragstellerin
Professorin Dr. Beate Binder
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Empirische Sozialforschung
Grundlagen des Rechts und der Rechtswissenschaft
Empirische Sozialforschung
Grundlagen des Rechts und der Rechtswissenschaft
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 259250500
Die Prozesse der Ko-Konstitution von Recht, Geschlecht und Kollektivität in spätmodernen Gesellschaften stehen im Fokus der Forschungsgruppe. Uns interessiert, wie sich gesellschaftliche Konflikte darstellen, wenn sie aus der Perspektive vergeschlechtlichter und rechtlich organisierter Kollektivierungsprozesse betrachtet werden. In einem engmaschig verzahnten, interdisziplinären Prozess fokussieren wir auf die Emergenz von Kollektivität sowie auf die Konstitution von Subjektivitäten. Die sechs Teilprojekte (TP) (Rechtswissenschaft, Soziologie, Europäische Ethnologie, Geschichtswissenschaft, Gender Studies) nehmen dafür Kollektive einer mittleren Ebene in den Blick.In der ersten Förderphase konnten wir unterschiedliche Aggregatzustände und Intensitäten von Kollektivität ausmachen. Hinsichtlich der Prozesse von Normierung, Kategorisierung und Solidarisierung bestätigte sich unsere Ausgangsbeobachtung: Spätmoderne Gesellschaften sind geprägt durch dynamisierend wirkende Konflikte, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt herausfordern, sondern auch zur Entstehung und zum Formwandel von Kollektiven beitragen. Wir haben aber auch zahlreiche Hinweise auf neue bzw. veränderte Formen und Vorstellungen von Gesellschaftlichkeit, Teilhabe und Solidarität gefunden, die von solchen Kollektiven ausgehen. Kollektive als wichtige Impulsgeber in den gesellschaftlichen Verhandlungen von Gemeinschaft, Gemeinwohl und Solidarität machen wir daher zum Ausgangspunkt der Forschung in der zweiten Förderphase. Alle TP fokussieren dabei konfliktförmige Verhandlungen des Allgemeinen sowie Praxen und Imaginationen des Gemeinsamen. Diese verstehen wir als Realexperimente, in denen neue Formen von gesellschaftlicher Solidarität und sozialem Zusammenhalt erkundet werden. Wir vermuten, dass sich hier etwas zeigt, was unsere oft als zerrissen erlebte soziale Gegenwart besonders auszeichnet: Erfahrungen des verloren gegangenen beziehungsweise in seinem partikularen Charakter in Frage gestellten Allgemeinen treffen auf Hoffnungen, ein neues, weniger abstraktes Gemeinsames zu erschaffen und neue Räume des Geteilten zu finden.Wir erschließen hierfür weitere Untersuchungsfelder: Klimaklagen (TP A); transnationale Wertschöpfungsketten und Arbeitsmigration (TP B); Praktiken und Konflikte des Commoning in Urban und Housing Commons (TP C); Verbraucher*innenschutz (TP D); gemeinwohlorientierte Prozesse der Infrastrukturierung im Kontext von Verkehrsplanung und Geburtshilfe (TP E); Initiativen der Lesben- und Schwulenbewegung zur Menschenrechtsbildung (TP F). Wir fragen erstens auch auf diesen Feldern danach, wie Geschlecht, Recht und Kollektivität die jeweils beobachtbaren Dynamiken, Praktiken und Prozesse gestalten und wie diese wiederum zu veränderten Figurationen von Geschlecht, Recht und Kollektivität beitragen. Wir untersuchen zweitens nun intensiver welche Antworten in diesen Kollektiven auf die Fragen des Allgemeinen und des Gemeinsamen gegeben werden.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 2265:
Recht - Geschlecht - Kollektivität: Das umkämpfte Allgemeine und das neue Gemeinsame
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Eva Kocher