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Der Einfluss von Mindestbesteuerungskonzepten auf international tätige Konzerne

Fachliche Zuordnung Accounting und Finance
Förderung Förderung von 2006 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 33197696
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Mit Hilfe der durchgeführten Analysen konnte gezeigt werden, welche Grundwirkungen von Mindestbesteuerungskonzepten mit und ohne Berücksichtigung der Regeln zur Gruppenbesteuerung ausgehen. So werden entscheidungsverzerrende Wirkungen unterschiedlicher (grenzüberschreitender) Verlustverrechnungsbeschränkungen auf unternehmerische Investitionsentscheidungen in Abhängigkeit von der zeitlichen Struktur der Zahlungen und Abschreibungsregelungen herausgearbeitet und analysiert. Die steuerökonomische Analyse basiert dabei auf einer zweistufigen Konzernstruktur. Unter Einbeziehung ausgewählter Gruppenbesteuerungskonzepte mit zwei miteinander verbundenen Unternehmen können die Auswirkungen nationaler Mindestbesteuerungskonzepte auf die Baldwin-Renditen von Realinvestitionen multinationaler Unternehmensgruppen untersucht werden. Auf diese Weise kann überprüft werden, wie die Anwendung der Mindestbesteuerungskonzeptionen und andere Verlustverrechnungsbeschränkungen Deutschlands, Österreichs, Polens, Brasiliens und der USA auf grenzüberschreitende Investitionsentscheidungen bestimmter Konzerntypen wirken. Es kann bestätigt werden, dass die steuerliche Ungleichbehandlung von Real- und Finanzanlage durchgehend in den betrachteten Steuersystemen verankert ist und dass keines der Gruppenbesteuerungssysteme problemfrei in das deutsche Steuerrecht implementiert werden könnte. Des Weiteren zeigt sich, dass nicht verallgemeinert werden kann, dass bei gleichzeitigen Verlusten in einer Unternehmenseinheit und Gewinnen in der anderen Unternehmenseinheit eine Einführung von Gruppenbesteuerungssystemen zu einem Anstieg der Nachsteuerrendite der Unternehmensgruppe im Vergleich zum Trennungsprinzip führt. Unabhängig vom Ort der Verlustentstehung sowie dem Ort der Implementierung der Mindestbesteuerungsvorschriften erweist sich in dem gewählten Modellrahmen allein die CCCTB bei identischen Steuersätzen als geeignet, um die Auslands- der Inlandsrealanlage gleichzustellen. Es wird zudem deutlich, dass neben etlichen steuerökonomischen Vorteilen im ETAS bei diesem Konzept paradoxe Mindestbesteuerungseffekte dann entstehen können, wenn die Anrechnung der ausländischen Steuerlast unlimitiert erfolgt. Durch die Beschränkung der Verlustverrechnung reduziert der Staat seine Beteiligung an den Verlusten und damit am Risiko. Es zeigt sich, dass eine solche Regelung die Risikobereitschaft der Investoren mindern kann. Kommt es zu einem intersubjektiven Verlustausgleich, gehen Steuermindereinnahmen mit der Nachsteuerrenditesteigerung der Unternehmen einher. Demnach steht dem Ziel der Verstetigung von Steuereinnahmen das Ziel der gleichmäßigen Besteuerung entgegen. Da nicht in jedem Fall eine Steigerung der Nachsteuerrendite durch die Gruppenbesteuerung resultiert, kann eine obligatorische Anwendung der Gruppenbesteuerung aus Unternehmenssicht im Einzelfall nachteilig sein und letztlich investitionshemmend wirken. Die Analysen, die zum Teil Ausweichhandlungen von Investoren berücksichtigen, verdeutlichen jedoch auch, dass in den Fällen, in denen die Investitionsentscheidung noch zu treffen ist, diese Entscheidung nur in wenigen Fällen durch die Neuordnung der Gruppenbesteuerung verändert wird. Die insgesamt ambivalenten Ergebnisse zeigen, dass die Steuerplanung ein wichtiges Instrument bleibt, da die verbleibenden steuerlichen Asymmetrien weiterhin Entscheidungswirkungen entfalten werden. Auch durch eine Implementierung von grenzüberschreitenden Gruppenbesteuerungssystemen können die Verzerrungen durch obligatorische Mindestbesteuerungskonzeptionen nicht eliminiert werden. Die Untersuchungsergebnisse können als Ausgangspunkt für weitergehende Forschungen auf diesem Gebiet angesehen werden. Sie stellen einen wichtigen Beitrag zur aktuellen, insbesondere zur europäischen Steuerreformdiskussion dar, wie etwa zur vereinheitlichten Verlustverrechnung sowie zu einer europäischen Gruppenbesteuerung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2008). Income-related Minimum Taxation Concepts and their Impact on Corporate Investment Decisions. arqus, Arbeitskreis Quantitative Steuerlehre, Diskussionsbeiträge zur Quantitativen Steuerlehre, Diskussionsbeitrag Nr. 55
    Dahle, Claudia; Sureth, Caren
  • (2008). The impact of minimum taxation by an imputable wealth tax on capital budgeting and business strategy of German companies. Review of Managerial Science 2, 81-110
    Sureth, Caren; Maiterth, Ralf
  • (2009). Cross-Border Group-Taxation and Loss-Offset in the EU - An Analysis for CCTB (Common Consolidated Corporate Tax Base) and ETAS European Tax Allocation System). arqus, Arbeitskreis Quantitative Steuerlehre, Diskussionsbeiträge zur Quantitativen Steuerlehre, Diskussionsbeitrag Nr. 66
    Dahle, Claudia; Bäumer, Michaela
  • (2009). Thin Capitalization Rules and Entrepreneurial Capital Structure Decisions. Business Research 2, 147-169
    Maßbaum, Alexandra; Sureth, Caren
  • (2010). Besteuerung multinationaler Unternehmen in der EU - eine vergleichende Analyse ausgewählter Reformvorschläge. Zeitschrift für Betriebswirtschaft 80, 171-202
    Sureth, Caren; Bäumer, Michaela
  • (2010). Der Einfluss von Mindestbesteuerungskonzepten auf unternehmerische Investitionsentscheidungen unter Berücksichtigung grenzüberschreitender Gruppenbesteuerungssysteme. Hamburg, Dissertation, Universität Paderborn
    Dahle, Claudia
  • (2010). Die Besteuerung multinationaler Unternehmen in der Europäischen Union. Hamburg, Dissertation, Universität Paderborn
    Bäumer, Michaela
  • (2010). Grenzüberschreitende Verlustverrechnungssysteme in Europa - Vorbilder für eine Reform der deutschen Organschaft? Steuer und Wirtschaft 87, 160-176
    Sureth, Caren; Mehrmann, Annika; Dahle, Claudia
 
 

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