Nicht-invasive Untersuchungen von Indikatoren für die Entwicklung eines metabolischen Syndroms bei sehr unreifen Frühgeborenen im Alter von 6 bis 7 Jahren
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Zahlreiche Studien legen nahe, dass eine Mangelversorgung des Ungeborenen im letzten Schwangerschaftsdrittel bei reif geborenen Kindern zu einer lebenslang wirksamen Prägung von Stoffwechselprozessen führt. Sehr unreife Frühgeborene hingegen erleben das letzte Schwangerschaftsdrittel außerhalb der Gebärmutter. Diese Phase ist oftmals geprägt von schweren Erkrankungen und es bleibt unklar, ob die Versorgung mit Nährstoff und deren Bedarf während dieser kritischen Phase im Einklang sind. Einzelne Studien deuten an, dass auch sehr unreife Frühgeborene eine lebenslang wirksame Prägung erfahren und somit gleichermaßen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines sogenannten Metabolischen Syndroms, also ein gemeinsames Auftreten von Übergewicht, Bluthochdruck, Typ 2-Diabetes und Fettstoffwechselstörungen, haben könnten. Im Rahmen dieser Studie wurde ein umfassendes Spektrums an Indikatoren untersucht, bei denen auf Blutentnahmen oder sonstige invasive Eingriffe verzichtet werden konnte. Es sollte untersucht werden, ob es bei sehr unreifen Frühgeborenen im Vergleich zu Reifgeborenen bereits im Alter von 5 bis 7 Jahren Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für die spätere Entwicklung eines Metabolischen Syndroms gibt. Hierfür wurden in den Jahren 2008 bis 2009 236 Kinder im Alter von 5 bis 7 Jahren (116 Frühgeborene, die vor oder in der 33. Woche und 120 Reifgeborene, die zwischen der 38. und 42. Woche geboren wurden) untersucht. Die Insulinsensitivität als Früherkennungsmarker für Typ 2 Diabetes wurde mit Hilfe eines Atemgastests und der Gefäßwiderstand sowie die Gefäßfunktion mittels einer Laser Doppler Methode bestimmt. Die Körperzusammensetzung wurde mittels bioelektrischer Impedanzanalyse (BIA) und über eine Berechnung aus den Hautfaltendicken gemessen. Der Fettanteil innerhalb des Bauchraums, der als besonders risikoreich für die Entwicklung von Herz-Kreislauferkrankungen gilt, wurde mittels Magnetresonanztomographie (MRT) bestimmt. Zusätzlich wurde noch ein Steroidprofil mittels Gaschromatographie- Massenspektrometrie (GCMS) aus einem 24-Stunden Sammelurin erstellt. In der Gruppe der Frühgeborenen zeigten sich gegenüber der Kontrollgruppe statistisch signifikant höhere systolische und diastolische Blutdruckwerte, auch wenn weitere Variablen, die den Blutdruck beeinflussen, berücksichtigt wurden. In der Gruppe der Frühgeborenen waren außerdem signifikant häufiger Blutdruckwerte über der 95. Perzentile als bei den Reifgeborenen aufgefallen. Die frühgeborenen Kinder waren zum Untersuchungszeitpunkt signifikant leichter und kleiner und hatten einen signifikant niedrigeren BMI als die reifgeborenen Kinder. Hinsichtlich des prozentualen Körperfettanteils und des Fettanteils im Bauchraum, der mittels MRT untersucht wurde, zeigten sich jedoch keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Auch in Bezug auf Gefäßwiderstand und –funktion, wofür eine Laser-Doppler-Untersuchung Aufschluss gab, auf die Insulinsensitivität als Früherkennungsmarker für Typ 2-Diabetes und die Ausscheidung von Hormonen wie Androgenen und Cortisol im Urin waren keine Unterschiede zwischen Früh- und Reifgeborenen zu beobachten. Somit weisen unsere Daten darauf hin, dass Frühgeburtlichkeit ein Risikofaktor für die Entwicklung eines Bluthochdrucks darstellen kann. Die übrigen untersuchten Indikatoren für die spätere Entwicklung eines Metabolischen Syndroms ergaben im Alter von 5 bis 7 Jahren noch keinen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko für die Gruppe der Frühgeborenen. Da aber die Entwicklung von Erkrankungen auch erst zu einem späteren Zeitpunkt einsetzen kann, erscheint die Nachverfolgung von so großen Gruppen von Frühgeborenen sicher sinnvoll.