Prolegomena zu einer Theorie und Geschichte religiöser Evolution
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Der im Rahmen des RKPs entwickelte Ansatz synthetisiert Evolutionstheorie, Systemtheorie und Semiotik zu einer Theorie religiöser Kommunikation. Die drei Theorien werden als substratneutrale Strukturwissenschaften verstanden, die sich auf unterschiedliches Material beziehen lassen – und so auch auf die Evolution von Religion. In der Synthese fundieren und beschränken sich die drei Theorien wechselseitig. Am Anfang von allem Physischen, Organischen, Psychischen sowie Sozialen und somit auch des Religiösen steht die Evolution. Deshalb ist mit der Evolutionstheorie zu beginnen. Zu ihren wichtigsten Instrumenten zählt die Unterscheidung zwischen Variation, Selektion und Restabilisierung (oder Retention). In der Diktion der Peirce’schen Semiotik ist die Evolutionstheorie in der Kategorie der Drittheit situiert. Die Antwort auf die Frage, durch was die Evolution in Gang gesetzt wird, lautet: durch Differenzierung. In Peirce’scher Diktion entfaltet sich die sozio-kulturelle Wirklichkeit im Allgemeinen und Religion im Besonderen in der Kategorie der Zweitheit, die Differenzen und Relationen umfasst. Die noch immer avancierteste Theorie, die Differenzen und Relationen beschreibt, ist die Systemtheorie. Das wiederum, was sich durch Differenzierung evolutionär entfaltet, ist die Formung von Zeichen. In Peirce’scher Diktion ist die Semiotik Bestandteil der Erstheit, die Struktur, Form und Eigenschaften umfasst. Vor diesem Hintergrund wird Religion als ein gesellschaftliches Teilsystem verstanden, das sich aus der allgemeinen gesellschaftlichen Evolution herausdifferenziert hat, ohne zu etwas anderem als zu einem sozialen Sachverhalt zu werden (etwa zu einem psychischen oder metaphysischen Gegenstand). Religion selegiert relevante Teile aus ihrer physischen, organischen, psychischen sowie sozialen Umwelt und verarbeitet sie mittels Zeichen zu spezifisch religiöser Information. Auf diese Weise kommt Religion der gesellschaftlichen Funktion nach, letztinstanzliche Kontingenz auf Basis der Unterscheidung zwischen absoluter Transzendenz und relativer Immanenz zu bearbeiten.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
-
Theory and Empiricism of Religious Evolution (THERE): Foundation of a Research Program (Part 2). Zeitschrift für Religionswissenschaft, 26(2), 215-263.
Krech, Volkhard
-
Theory and Empiricism of Religious Evolution (THERE): Foundation of a Research Program. Part 1. Zeitschrift für Religionswissenschaft, 26(1), 1-51.
Krech, Volkhard
-
Transcending the body: The semiotics of an out-of-body experience reported by Mechthild of Magdeburg. Mediation and Immediacy, 85-110.
Krech, Volkhard
-
What we can learn from semiotics, systems theory, and theoretical biology to understand religious communication. Sign Systems Studies, 48(2-4), 192-223.
Krech, Volkhard
-
2021. „Die Teilung des Opfers: Religion zwischen Biologie und Soziologie.“ In Religion in Culture—Culture in Religion / Religion in der Kultur—Kultur in der Religion: Burkhard Gladigow’s Contribution to Shifting Paradigms in the Study of Religion / Burkhard Gladigows Beitrag zum Paradigmenwechsel in der Religionswissenschaft, hrsg. von Christoph Auffarth, Alexandra Grieser und Anne Koch, 339-368. Tübinger Beiträge zur Religionswissenschaft 10. Tübingen: Tübingen University Press
Krech, Volkhard
-
Die Evolution der Religion.
Krech, Volkhard
-
The immanence/transcendence distinction at work: The case of the Apostles’ Creed. Interpreting and Explaining Transcendence, 243-292.
Krech, Volkhard
-
Noch immer nichts in Sicht, außer Zeichen: Replik. ZTS Zeitschrift für Theoretische Soziologie, 249-269.
Krech, Volkhard
-
Was steckt hinter (religiösen) Zeichen?. ZTS Zeitschrift für Theoretische Soziologie, 32-55.
Krech, Volkhard
-
Zeichen, nichts als Zeichen?. ZTS Zeitschrift für Theoretische Soziologie, 179-200.
Krech, Volkhard
