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Aristotelianism at Helmstedt: Progress of a European paradigm

Subject Area History of Philosophy
Term from 2017 to 2021
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 334218274
 
Final Report Year 2021

Final Report Abstract

Leitende Fragestellung des Projekts war, welche Rolle dem Aristotelismus als wissenschaftliches Paradigma an der Universität Helmstedt im 17. Jahrhundert zukam. Unter Aristotelismus wird dabei kein fest determiniertes philosophisches Lehrgebäude verstanden, sondern eine große Bandbreite an Positionen, die sich explizit auf Aristoteles als Vertreter der „alten“ Philosophie beriefen und deren Vertreter sich von diesem Standpunkt aus mit neueren philosophischen Ansätzen auseinandersetzten. Untersuchungszeitraum war ca. 1650–1700, die Quellengrundlage bestand vor allem in Disputationen und Dissertationen sowie in Vorlesungsverzeichnissen, Programmschriften und (teils nur archivalisch überlieferten) Rechenschaftsberichten. Es wurden besonders die Fächer Metaphysik, Physik und Ethik in den Blick genommen, ergänzt durch Gebiete wie Zoologie, Seelenlehre und Meteorologie. Trotz ihrer letztlich regionalen Bedeutung erwies sich die Universität Helmstedt wegen der immensen und aussagekräftigen Überlieferung sowie der ausgeprägten Debattenkultur als paradigmatisch für die europäische Geistesgeschichte des 17. Jahrhunderts. Die Untersuchung offenbarte eine große Vielschichtigkeit und Komplexität des Phänomens. Eine Präferenz besteht für bestimmte Autoren des Renaissance-Aristotelismus, die im Rufe besonderer Wissenschaftlichkeit standen. Ab 1650 gerät diese Ausrichtung unter Druck durch neuere Ansätze wie die neue Korpuskulartheorie. Einen erheblichen Einfluss übte die zeitgenössische angelsächsische Philosophie u. a. von Digby und Boyle aus, deren Urheber sich stark um Kohärenz mit aristotelischen Positionen bemühten. Helmstedt zeigt hier eine bemerkenswert gute Vernetzung im europäischen Gelehrtendiskurs, was über Reisen, Buchhandel, gelehrte Journale und Korrespondenzen wie insbesondere mit Leibniz erreicht wurde. Die Kritik, die in Helmstedt an der neueren Philosophie geäußert wurde, basierte auf einer beachtlichen Kenntnis der zugrunde liegenden philosophischen Schriften und lief keineswegs auf eine dogmatische Ablehnung von Innovation hinaus. Die Entwicklung verlief auch nicht gleichmäßig und ausschließlich in Richtung der neueren Philosophie. Je nach Lehrstuhlinhaber war auch eine Re-Aristotelisierung von Lerninhalten möglich. Fächer wie Ethik waren dem aristotelischen Paradigma stärker verhaftet als etwa die Physik. Ein wichtiges Anwendungsfeld für das aristotelische Paradigma war auch die Theologie, was sowohl mit seiner Leistungsfähigkeit in theologischen Argumentationen als auch mit der Karriereplanung der Gelehrten zusammenhängen dürfte.

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