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Reduziertes Gesichtsmimikry als Korrelat einer beeinträchtigten emotionalen Interaktion bei Alexithymie?
Antragsteller
Professor Dr. Matthias Franz
Fachliche Zuordnung
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung
Förderung von 2017 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 334977469
Die Wahrnehmung und Kommunikation von Affektsignalen sind zentrale Kompetenzen für eine effektive Regulierung zwischenmenschlicher Interaktion. Das Konstrukt der Alexithymie bezeichnet die Beeinträchtigung dieser sozialen Fähigkeit. Es umfasst die Beeinträchtigung (1) Affektzustände bei sich und anderen zu erkennen, (2) diese als bewusste Gefühle zu repräsentieren und sie (3) auf sprachsymbolischer Ebene zu kommunizieren. Als normalverteiltes Persönlichkeitsmerkmal ist Alexithymie mit psychischer Symptomlast assoziiert. Das Konstrukt lässt sich von anderen psychopathologischen Störungsbildern (z.B. Schizoidie, Depression, Autismus), abgrenzen. Es fehlen derzeit Untersuchungen zur Beziehung zwischen Alexithymie und der Fähigkeit Affektzustände zwischen Interaktionspartnern durch affektexpressive Gesichtsmimik bzw. Gesichtsmimikry auszutauschen. Ziel der Studie ist es, zu untersuchen, ob alexithyme Personen (TAS 20 Summenscore > 61) hinsichtlich ihres fazialen Mimikry weniger responsiv auf naturalistisch dargebotene affektexpressive Gesichtsmimik reagieren als nicht alexithyme Kontrollprobanden. Im Zentrum steht daher das faziale Mimikry der Probanden in Reaktion auf die Präsentation dynamisch animierter affektexpressiver Gesichtsmimik (Wut, Trauer, Angst, Ekel, Freude) von Kindern im Vorschulalter und Erwachsenen. Entsprechend wird die faziale EMG Aktivität (fEMG) des M. Corrugator und M. Zygomaticus innerhalb von 3 Sekunden nach Reizonset bestimmt. Im Versuchsablauf werden in Vorstudien validierte Videosequenzen von affektexpressiven Gesichtsausdrücken präsentiert. Jede Videosequenz beginnt mit einem affektneutralen Gesichtsausdruck gefolgt von einer dynamisch bis zum Ausdrucksmaximum gesteigerten Affektdarbietung. Es wird angenommen, dass alexithyme Probanden bei der Betrachtung dieser Videosequenzen generell eine verminderte fEMG Antwort im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigen (Haupteffekt Gruppe). Aufgrund der evolutionären Bedeutsamkeit des Kindchenschemas wird weiter angenommen, dass die Präsentation affektexpressiver Mimik von Kindergesichtern eine stärkere fEMG Antwort im Vergleich zu den Gesichtern Erwachsener auch bei den alexithymen Probanden bewirkt (Haupteffekt Kindchenschema). Dies wird in varianzanalytischen Modellen untersucht. Ein in der face to face Interaktion beeinträchtigtes Gesichtsmimikry könnte, insbesondere bei alexithymen Personen, nicht nur einen sozialen Stressor darstellen, sondern auch Ziel therapeutischer Einflussnahme sein. Ein solcher Zusammenhang könnte innovative Perspektiven für die Entwicklung neuer Behandlungen und präventiver Ansätze eröffnen. Die Fokussierung und Förderung der mimischen Responsivität und der diesbezüglichen Selbstwahrnehmung könnte im therapeutischen Umgang mit alexithymen Personen ein vielversprechender Ansatz für die Verbesserung sozioemotionaler Fähigkeiten darstellen. Dies könnte auch positive Auswirkungen auf die mit alexithymer Beeinträchtigung assoziierte psychische Symptomlast haben.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen