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Die Wissenspolitik der (Un)Sicherheit im Zeitalter des Anthropozäns

Antragsteller Dr. Delf Rothe
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 335616337
 
Wir stehen am Beginn eines neuen Erdzeitalters: dem Anthropozän. Das Anthropozän bezeichnet das Zeitalter, in dem der Mensch die Kontrolle über den Planeten übernommen und durch sein Einwirken das globale Erdsystem aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Mehrere kürzlich erschienene Artikel haben sich dem Anthropozän aus Perspektive der Internationalen Beziehungen (IB) genähert und die Frage gestellt, wie internationale Sicherheit im Zeitalter des Anthropozäns gedacht werden sollte. Das beantrage Forschungsprojekt verfolgt das Ziel, eine alternative Perspektive auf Sicherheit im Anthropozän zu entwickeln. Es stellt eine Reihe von Fragen, die in der bisherigen, stark philosophisch geprägten IB-Literatur zum Anthropozän nicht gestellt wurden. Im Zentrum steht dabei der Zusammenhang von Wissensproduktion und Sicherheitspolitik im Anthropozän: wie und von wem wird Wissen über planetaren Wandel und damit einhergehende Sicherheitsrisiken produziert, verbreitet oder blockiert; wie wird es in den Sicherheitsbereich transportiert und wie wird es in diesem Prozess uminterpretiert und übersetzt?Das zentrale Argument des vorgeschlagenen Projekts ist, dass planetarer Wandel und einhergehende Sicherheitsgefahren nicht objektiv gegeben sind. Vielmehr werden sie durch die Diskurse und Praktiken einer Vielzahl an Expertinnen und Experten, von Erdsystem- und Klimaforscherinnen, über Fernerkundungsspezialisten, Sicherheitsberaterinnen bis hin zu Praktikern im Katastrophenschutz und Sicherheitsbereich, hervorgebracht. Die zunehmende Kooperation dieser heterogenen Akteure und die damit einhergehende zunehmende Verschmelzung von Wissens- und Sicherheitspolitik im Anthropozän nimmt das vorgeschlagene Forschungsprojekt in den Blick. Zu diesem Zweck soll ein neues theoretisches Framework entwickelt werden, das Elemente aus zwei aktuellen Theoriedebatten in den IB, dem Praxis Turn und dem Visual Turn, aufgreift und kombiniert. Ausgestattet mit diesem Framework will das Projekt untersuchen, wie planetare Veränderungen und einhergehende Sicherheitsrisiken sichtbar, kalkulierbar und dadurch regierbar gemacht werden.Das Projekt beschreitet empirisches Neuland und liefert eine erste umfassende Analyse der Verschmelzung von Wissens- und Sicherheitspolitik im Anthropozän anhand von drei detaillierten Fallstudien. Jeder Fall steht dabei in paradigmatischer Weise für eine bestimmte Form des Regierens von Unsicherheit und Zukunftsrisiken: Prävention/Vorsorge, Anpassung/Resilienz sowie Präemption. Eine erste Fallstudie beschäftigt sich mit Praktiken der Satellitenfernerkundung als eine Möglichkeit, Umweltveränderungen und mögliche daraus resultierende Sicherheitsrisiken, wie Konflikte oder Migration, vorherzusagen und zu verhindern. Eine zweite Fallstudie untersucht Praktiken der Resilienzförderung in von Umweltveränderungen besonders stark bedrohten Städten und Regionen. Eine dritte Fallstudie nimmt Geoengineering als eine präemptive Sicherheitstechnologie in den Blick.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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