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Medienbiografien der bundesdeutschen Kanzler und der Kanzlerin

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2017 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 337581016
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hatte sich zum Ziel gesetzt, das Verhältnis von Politik und Medien biografisch und historisch anhand der bundesdeutschen Kanzler und der aktuellen Kanzlerin zu beleuchten. Dazu wurden Zeitzeug*inneninterviews geführt, Archivdokumente gesichtet, Medienbeiträge analysiert und einige weitere Daten und Quellen auswertet. Obwohl sich die Zeitzeug*inneninterviews und die Forschung in den verschiedenen Archiven schwieriger als erwartet herausstellten, konnten wichtige Personen im Umfeld vergangener Kanzler interviewt und zum Teil auch überraschend ertragreiche und bisher ungenutzte Archivbestände identifiziert und ausgewertet werden. Auch wenn sich einige vor allem quantitative Auswertungen (vorerst) nicht realisieren ließen, zum Beispiel zur Zahl der Auftritte der Kanzler und Kanzlerin vor der Bundespressekonferenz oder zu den Themen, die in den jeweiligen Regierungszeiten die Bundestagsdebatten prägten, so brachte das Projekt doch aus der Fülle des Materials auch eine Fülle von Einblicken hervor. Wir können z.B. überraschend detailliert und genauer als die bisherige Forschung nachzeichnen, wie Konzepte im öffentlichen Diskurs platziert wurden (etwa die „Soziale Marktwirtschaft“), wie sie mit viel Aufwand mit einem Kanzler als Symbolfigur verbunden wurden, der sie aus seinem Habitus heraus regelrecht verkörperte, wie Regierungs- und Wahlkampfkommunikation teilweise verschmolzen und mit welchem Aufwand einzelne Aspekte des Auftretens diskutiert und optimiert wurden. Andere legten hingegen keinerlei Wert auf Mythenbildung rund um ihre Person, auf große Konzepte oder auf detailversessene Pressearbeit und Werbeanstrengungen. Entgegen einem möglichen Trend hin zur Professionalisierung der Öffentlichkeitsarbeit und zu einer immer gleichförmigeren Anpassung an eine „Medienlogik“ finden wir überraschend unterschiedliche Zugänge zu den Medien und zur Öffentlichkeit, selbst zwischen jenen Kanzlern, die früh eine gewisse Affinität zum Journalismus aufwiesen. Schließlich hoffen wir, zu einem besseren Verständnis beizutragen, was Angela Merkel aus der Beobachtung ihrer beiden Vorgänger lernte, von denen einer als der „Medienkanzler“ schlechthin erscheint und der andere weiten Teilen der Presse feindselig gegenüberstand. Auch die unterschiedlichen Arten des Scheiterns der Kanzler und die Rolle der Medien dabei uns noch weiter beschäftigen. Das Projekt stieß auch mehrfach auf Medienresonanz. So wurde es zum Beispiel in einem Feature des Deutschlandfunks vorgestellt. Es knüpft an einen Workshop an, im Zuge dessen eine Podiumsdiskussion mit Expert*innen aus der Regierungskommunikation, aus dem Journalismus und aus der Zeitgeschichte stattfand. Außerdem tauschte sich die Projektgruppe mit diesen Fachleuten näher aus, um ihre Befunde und Deutungen abzugleichen und neue Anregungen zu Quellen und Interpretationen zu erhalten. Insgesamt trägt das Projekt zum Verständnis politischer Kommunikation bei, indem es eine innovative historische und biografische Perspektive einnimmt, und ergänzt so die vorherrschenden Ansätze, die oft sehr gegenwartsorientiert und quantitativ ausgerichtet sind. Der entwickelte Ansatz soll weiterverfolgt werden, die Forschung im Sinne der Projektziele und entlang der gewählten Methoden fortgeführt werden und in eine monografische Darstellung zu den Medienbiografien der Kanzler und der Kanzlerin münden. Außerdem werden zwei Medienbiografien in zwei bald fertigzustellenden Dissertationen zum Projektthema näher beleuchtet werden, nämlich zum Verhältnis Ludwig Erhards und Angela Merkels zu den Medien.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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