Soziale Kognition im Vorschulalter: Vorhersage individueller Unterschiede durch die Bindungsqualität der Kinder
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In dem Forschungsvorhaben wurde der Frage nachgegangen, inwieweit individuelle Unterschiede in sozial-kognitiven Fähigkeiten von Vorschulkindern durch ihre Bindungsrepräsentation vorhergesagt werden können. Dabei ging es vor allem um die Art und die Spezifität des Zusammenhangs zwischen Bindung und sozialer Kognition, d.h. inwieweit die Bindungsqualität vor allem „beziehungsnahe" sozialkognitive Kompetenzen wie das Verständnis von Emotionen vorhersagt. Zur Klärung dieser Frage wurde eine Studie mit 44 Monate alten Kindern durchgeführt, in der zum einen verschiedene Maße der sozialen Kognition (Aufgaben zum theory of mind-Verständnis, zur Perspektivenübemahme, zum Emotionsverständnis sowie zum Empathieverhalten) erfasst wurden. Zudem wurde zur Erfassung der Bindungsrepräsentation der Kinder ein Geschichtenergänzungsverfahren von Bretherton, Ridgeway und Cassidy (1990) verwendet, das mit zwei verschiedenen Verfahren ausgewertet wurde. Insgesamt zeigten sich nur vereinzelte Zusammenhänge zwischen der Bindungsrepräsentation der Kinder und ihren sozial-kognitiven Fähigkeiten. Zum einen zeigte sich, dass Kinder mit einer sicheren Bindungsrepräsentation Emotionswörter besser einem entsprechenden Emotionsausdruck zuordnen konnten als unsicher gebundene Kinder. Zum anderen verhielten sich Kinder, die während des Geschichtenergänzungsverfahrens stark emotional reagierten, empathischer gegenüber der Versuchsleiterin. Insgesamt deuten die Befunde der vorliegenden Studie darauf hin, dass die Bindungsqualität nicht generell mit Fähigkeiten zur sozialen Kognition assoziiert ist, sondern vor allem mit sozial-emotionalen Kompetenzen, d.h. mit der Fähigkeit, Gefühle anderer Personen zu erschließen und darauf einzugehen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2007). Sozial-kognitive Entwicklung im Vorschulalter: Vorhersage individueller Unterschiede durch die Bindungsqualität der Kinder. Institut für Psychologie I, Otto-von Guericke-Universität Magdeburg
Bovenschen, I.