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Die Interferenz von experimentellem Schmerz und Hirnleistungsfunktionen bei Patienten mit chronischen Schmerzen

Antragstellerin Dr. Katarina Forkmann
Fachliche Zuordnung Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 338991880
 
Akuter Schmerz ist ein wichtiges Warnsignal für unseren Körper. Er signalisiert eine drohende Gewebeschädigung und ermöglicht damit die schnelle Entfernung von der Gefahrenquelle und den Schutz unseres Körpers. Die Wahrnehmung und Verarbeitung von Schmerz wird daher gegenüber anderen, weniger relevanten Prozessen priorisiert, wodurch es zur Interferenz mit anderen kognitiven Prozessen kommt. Im Fall chronischer Schmerzen ist dieser physiologische Nutzen von Schmerz nicht mehr vorhanden. Dennoch berichten gerade Patienten mit chronischen Schmerzen von schmerzbedingten kognitiven Beeinträchtigungen, insbesondere Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen, die deren Lebensqualität maßgeblich beeinträchtigen. Diese sogenannte Störfunktion von Schmerz wurde bisher fast ausschließlich in Studien mit gesunden Stichproben untersucht, welche auch erste Erkenntnisse bzgl. der zugrundeliegenden neuronalen Mechanismen lieferten. Experimentelle, gut kontrollierte Studien zur Beeinträchtigung kognitiver Funktionen durch Schmerz stehen für Schmerzpatienten jedoch noch aus. Ziel der geplanten Studie ist es daher, Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, Patienten mit chronischer Migräne und gesunde Kontrollpersonen bzgl. der Störwirkung experimenteller Schmerzreize zu untersuchen und psychologische und neuronale Prädiktoren einer gesteigerten oder verminderten Störfunktion von Schmerz zu identifizieren. Die Störfunktion von Schmerz wird hierbei anhand einer visuellen Kategorisierungsaufgabe und einer Gedächtnisaufgabe untersucht. Zeitgleich zur Darbietung neutraler Bilder erfolgt die Stimulation mit individuell angepassten, elektrischen Schmerzreizen sowohl am Rücken als auch an der Stirn. Wir nehmen an, dass Schmerzpatienten aufgrund der anhaltenden Aktivierung des Schmerzsystems und damit einhergehenden veränderten psychologischen Prozessen (z.B. erhöhte Aufmerksamkeit und Schmerzangst) und neuronalen Umbauprozessen eine stärkere Störfunktion experimenteller Schmerzreize aufweisen. Weiterhin soll untersucht werden, ob die Störfunktion bei Schmerzpatienten generell erhöht ist, oder ob die Leistungsbeeinträchtigung dann stärker ausfällt, wenn Schmerzreize an dem vom chronischen Schmerz betroffenen Körperareal (Rücken, Kopf) appliziert werden. In dieser Studie werden neben behavioralen und physiologischen Daten auch neuronale Daten mittels (funktioneller) Magnetresonanztomographie (fMRT; Morphologie und resting state Konnektivität) erhoben, um mögliche psychologische und/oder neurobiologische Marker zu identifizieren, welche mit einer erhöhten Störanfälligkeit gegenüber Schmerz einhergehen. Solche Marker könnten langfristig zur Identifizierung besonders vulnerabler Patienten und zur Optimierung des therapeutischen Vorgehens im Rahmen einer multimodalen Schmerztherapie beitragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Ulrike Bingel
 
 

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