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Das Gewicht der Dinge. Quantifizierung der Materie und der Transfer technischen und gelehrten Wissens in der Frühen Neuzeit.
Antragsteller
Cesare Pastorino, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Frühneuzeitliche Geschichte
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 339935097
Im vorgeschlagenen Projekt geht es um Quantifizierung von Materie in der Frühen Neuzeit mit einem Fokus auf den Begriff der spezifischer Gewichte. Das scheinbar einfache Prinzip, dass verschiedene Substanzen bei gegebenem Volumen anhand ihrer Gewichte unterschieden werden können, diente zahlreichen frühneuzeitlichen Experimentatoren wie etwa Galilei, Bacon oder Kepler als grundlegender Schlüssel zum Verständnis der Natur überhaupt. Spezifische Gewichte wurde für eine große Breite von Materialien bestimmt, von Elfenbein und Gold über Magnetstein bis zu Ochsenhorn, Schafsblut oder Kalbshirn. Es waren aber nicht nur Philosophen und Mathematiker, die sich im 16. Jh. für spezifische Gewichte interessierten, sondern auch andere Gruppen frühneuzeitlicher Experten, wie Instrumentenbauer, Antikengelehrte und Humanisten, Alchemisten, Jesuiten und Militäringenieure. Das Projekt wird erstmals die naturwissenschaftliche, technische und kulturelle Vielfalt der Quantifizierung von Materie mittel spezifischer Gewichte in der Frühen Neuzeit untersuchen. Die Verfahren, Begriffsrahmen und Kontexte werden untersucht, in denen diese Experten spezifische Gewichte bestimmten und verwendeten, hinzu kommt die Frage des Wissenstransfers über Räume und Zeiten hinweg. Die Studie wird damit neue Erkenntnisse zu dem Zusammenhang praxisorientierten und gelehrten Wissens in der Frühen Neuzeit bringen.Die Untersuchung wird sich sowohl auf die expliziten Diskussionen zum spezifischen Gewicht in gelehrten Texten richten als auch auf die numerischen Werte von spezifischen Gewichten, wie sie aus Texten, Tabellen und mathematischen Instrumenten entnommen werden können. An Hand dieser Daten wird sich die Spezifizierung, der Gebrauch, die Verbreitung und Weitergabe von Wissen zu spezifischen Gewichten untersuchen lassen, über geographische Räume, Zeitabschnitte und inhaltliche Schwerpunkte hinweg. Insbesondere wird die Untersuchung von mathematischen Instrumenten auch dann Aufschlüsse liefern, wenn es keine Textquellen gibt, wie etwa häufig in der Ballistik oder im Goldschmiedehandwerk. Für diesen Teil des Projekts ist eine Zusammenarbeit mit großen europäischen Museen vereinbart, die reiche Sammlungen historischer Instrumente besitzen. Besonderen Raum wird die Frage nach dem Verhältnis zwischen gelehrten und praxisbezogenen Formen des Wissens im Zentrum stehen, ein für die Wissenschaftsgeschichte der Frühen Neuzeit zunehmend wichtiges Thema. Indem das Projekt unser historisches Verständnis der Quantifizierung von Materie in der Frühen Neuzeit auf eine neue Grundlage stellt, wird es neues Licht auf den Aufstieg der Experimentalwissenschaften insgesamt werfen und neue Perspektiven für die jüngere Diskussion der Beziehungen zwischen den Human- und Naturforschung der Frühen Neuzeit eröffnen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen