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Bildungsdatenmanagement - Neue Wissens-, Interdependenz- und Einflussstrukturen im Kontext der Digitalisierung von Educational Governance
Antragstellerin
Professorin Dr. Sigrid Hartong
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung
Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 340058676
Mit den umfassenden, weltweit zu beobachtenden Bildungsreformen seit Ende des letzten bzw. Anfang dieses Jahrhunderts sind neue Formen der Bildungssteuerung bzw. der Educational Governance zunehmend ins Zentrum der sozial- und erziehungswissenschaftlichen Aufmerksamkeit gerückt. Dieser Steuerungswandel beinhaltet sowohl eine wachsende Transnationalisierung als auch neue Interaktions- und Einflussmuster zwischen Staat, Markt und Privatakteuren, die auf unterschiedliche, mitunter neue Art und Weise in die Bildungssteuerung involviert werden.Ein zentraler Katalysator im Zusammenhang dieser ambivalenten Transformationsprozesse ist dabei die wachsende Bedeutung, Sammlung und Verarbeitung quantifizierbarer Bildungsdaten sowie die Implementation neuer Infrastrukturen des Datenmanagements zur effektive(re)n Produktion, Sammlung, Verarbeitung, Aufbereitung und Nutzung der zunehmend komplexeren Daten in Bildungspolitik, Verwaltung und Schulpraxis. Wenngleich die Bedeutung von Daten bzw. die Frage ihrer möglichst gelingenden Verarbeitung zunehmend diskutiert und empirisch untersucht werden, so steht die gezielte wissenschaftliche Erforschung der digitalisierten Formierungen dieser Daten vor allem im deutschsprachigen Raum noch am Anfang. In diesem Zusammenhang fokussiert das Projekt die sukzessive Etablierung zentralisierter Datenmanagementsysteme in der Bildungsverwaltung auf Bundeslandebene und vergleicht diese mit aktuellen Entwicklungen bzw. analogen Systemen in den amerikanischen Bundesstaaten. Dabei wird auf eine Beobachtung der Produktions- und Funktionszusammenhänge bei der De- und Rekontextualisierung von Bildungsdaten innerhalb dieser Datenmanagementsysteme abgestellt. Entsprechend werden die digitalen Systeme bzw. Infrastrukturen als eine neuartige, räumliche und zeitliche Dimensionierung von Bildungssteuerung, d.h. als neuartige Strukturationen (Giddens), hinterfragt.Deutschland und USA bilden dabei einerseits Kontrastfälle unterschiedlicher Bildungsstaatlichkeit (konservativ-staatliches, inputorientiertes Steuerungssystem in Deutschland versus liberales, outputorientiertes Steuerungssystem in den USA), was sich entsprechend auch auf die Etablierung und Gestaltung neuer Systeme des Bildungsdatenmanagements auswirkt. Andererseits sind sich beide Länder v.a. in der Strukturierung als dezentrales Mehrebenensystem und einer starken Beharrungskraft gegen zentralisierten Einfluss sehr ähnlich, sodass die digitale Verdichtung von Governancestrukturen als hochgradig spannungsreiche Dynamik erscheint.Über ein mehrdimensionales bzw. Mehrebenenforschungsdesign will das Projekt einen innovativen Beitrag sowohl zur international vergleichenden als auch zur Governanceforschung/zu Critical Policy Studies leisten, indem die Frage nach der Digitalisierung von Educational Governance durch neue Dateninfrastrukturen mit der Frage einer globalen Konvergenz von Bildungssteuerung verbunden wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen