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Zur Rationalität des Verzeihens
Antragstellerin
Dr. Claudia Blöser
Fachliche Zuordnung
Praktische Philosophie
Förderung
Förderung in 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 341243368
Was für Gründe können wir haben, einer Person eine Übeltat zu verzeihen? Mein Forschungsprojekt untersucht zwei mögliche Antworten, die beide in der philosophischen Literatur zum Verzeihen diskutiert werden. Die eine Antwort auf die Frage, warum man einer Person verzeiht, lautet: Weil ich ebenfalls auf Verzeihung angewiesen bin (oder war, oder sein werde). Die andere heißt: Weil ich hoffe, dass sich der Übeltäter in Zukunft bessert. Die erste Antwort knüpft an Kant an, der die Idee äußert, dass alle Menschen für irgendetwas Schuld tragen und deshalb der Verzeihung bedürfen. Menschliche Fehlbarkeit als Grund des Verzeihens wird auch in der aktuellen Debatte zum Verzeihen diskutiert. Ich möchte mit dem ersten Teil meines Forschungsprojekts eine neue Interpretation der Kantischen Position zum Verzeihen vorlegen und zeigen, dass sie ein systematisch tragfähiger Beitrag zur aktuellen Debatte ist. Dieser soll unter anderem eine überzeugende Interpretation der Rolle moralischen Zufalls für das Verzeihen enthalten, d.h. der Idee, dass es ein Stück weit dem Zufall zu verdanken ist, dass man nicht in den Schuhen des Übeltäters steckt. Ein weiterer zentraler Punkt der Interpretation wird die These betreffen, dass wir alle ein Bedürfnis nach Verzeihung haben, dessen Natur ich erläutern werde. Der zweite Teil des Projekts soll untersuchen, welche Rolle die Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Verzeihen spielt. Es wird zum einen gefragt, inwiefern Hoffnung als eine notwendige Bedingung des Verzeihens aufgefasst werden kann: Ist Verzeihen nur rational möglich, wenn die verzeihende Person hofft, dass sich der Übeltäter bessert? Zum anderen soll die These diskutiert werden, dass die Hoffnung auf Besserung des Übeltäters dem Verzeihen nicht vorausgeht, sondern die Hoffnung auf den Effekt des Verzeihens ist: Wir hoffen, dass sich der Übeltäter in Antwort auf das Verzeihen bessert. Eine zentrale Frage dieses Teils des Forschungsprojekts ist, inwiefern die Rationalitätsbedingungen von Hoffnung auch solche des Verzeihens sind.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
USA
Gastgeberin
Professorin Dr. Dana Nelkin