Umweltpolitische Governance und Planung in der städtischen Ver- und Entsorgung: Eine vergleichende Analyse des Energie- und Wassermanagements in Toronto, Los Angeles und Berlin
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In dem Vorhaben wurde ein theoretischer Ansatz entwickelt, der die komplexen Wechselwirkungen zwischen Städten, netzgebundenen Infrastrukturen und ökologischer Nachhaltigkeit erklärbar macht und unser Verständnis erweitert, wie wir unsere technischen Infrastrukturen in Städten entwickeln, planen und erneuern können. Zugleich wurde ein konzeptioneller Rahmen entwickelt, der zur empirischen Untersuchung der politischen Ökologie städtischer Infrastrukturen über das hier betrachtete Projekt hinaus anwendbar ist. Für das Verständnis der Ökologie städtischer Infrastrukturen werden daher Ansätze der sozialwissenschaftlichen Technik-, Stadt- und Umweltforschung kombiniert. Ferner wurden Theorieansätze zum Verständnis der umweltpolitischen Governance und der Innovation städtischer Infrastrukturen weiterentwickelt, mit Hilfe derer umweltpolitisch induzierter Wandel dieser Techniksysteme erklärt werden kann. Als wichtige Variable wurden einerseits die sektorale Eingriffstiefe städtischer (Umwelt-)Politik beschrieben und operationalisiert, also die strukturverändernde oder auch inkrementelle Wirkung, die diese auf die Industrie- und Technikstrukturen etablierter Infrastrukturregime haben (können). Andererseits wurden Kriterien entwickelt, welche die Adaptionsfähigkeit städtischer Infrastrukturregime, die mit innovationsorientierten Umwelt- bzw. Infrastrukturpolitiken konfrontiert werden, beschreib- und operationalisierbar machen. Die theoretischen Ansätze wurden in empirischen Fallstudien zu Los Angeles und Toronto angewandt und weiterentwickelt. Im Unterschied zur Ausgangsthese, dass Liberalisierungs- und Privatisierungspolitiken die Aufgabenwahrnehmung und das institutionelle Setting der Umweltpolitik wesentlich beeinflussen, deuten beide Fälle auf andere Einflussvariablen hin (Los Angeles: Wasserkrise, bundesstaatlicher Druck und ambitionierter Green LA Plan; Toronto: Urban Growth Regime, Paradigmenwechsel von Nachhaltigkeit zu Resilienz sowie Roll-back der Umweltpolitik). Hierbei ist es in Los Angeles der Stadtregierung und dem städtischen Versorgungsunternehmen gelungen, ambitionierte Umweltpolitiken durch inkrementelle Anpassungen bestehender Infrastrukturregime, jedoch ohne grundlegende Pfadabweichungen der Energie- und Wasserversorgung umzusetzen. Demgegenüber hat es die Umweltpolitik in Toronto kaum vermocht, Potenziale des vorhabenden Urban Growth Regimes und der vorhandenen Unterkapazitäten bestehender Netze für dezentralere Infrastrukturlösungen bzw. für eine Nachfragesteuerung zu nutzen und auf diese Weise das Stadtwachstum mit einer gezielten Ressourcensteuerung zu kombinieren.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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2007: Privatisation and Commercialisation as a Challenge for Green Urban Governance. A Cross-sectoral Analysis in the Field of Energy and Water Infrastructures in Berlin. In: Kenneweg, H.; Tröger, U. (eds.): Planning the Urban Environment. Visions, Implementations, Results. Reihe „Landschaftsentwicklung und Umweltforschung Vol. 20., Berlin, pp. 621-626
Monstadt, J.
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2009: Conceptualizing the political ecology of urban infrastructures: Insights from technology and urban studies, in: Environment and Planning A 41(8): 1924–1942
Monstadt, J.
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2015: Energy transition or incremental change? Green policy agendas and the adaptability of the urban energy regime in Los Angeles. In: Energy Policy 78 (March 2015): 213–224
Monstadt, J.; Wolff, A.
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2017: Infrastrukturregime und inkrementeller Wandel: Das Beispiel der Energie- und Wasserversorgung in Los Angeles. In: M. Flitner; J. Lossau; A. L. Müller (Hrsg.): Infrastrukturen der Stadt. Springer, Wiesbaden, S. 205-225
Monstadt, J.; Wolff, A.