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Optimierungsbasierte Regelung verfahrenstechnischer Prozesse Teilantrag 3: Optimierungsbasierte Regelung des VARICOL-Prozesses

Fachliche Zuordnung Automatisierungstechnik, Mechatronik, Regelungssysteme, Intelligente Technische Systeme, Robotik
Förderung Förderung von 2006 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 34424960
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

SMB-Prozesse realisieren durch eine Ringschaltung mehrerer chromatographischer Säulen und periodisches Umschaltung der Zufuhr- und Entnahmestellen einen Gegenstrom zwischen Festphase und der die zu trennenden Komponenten enthaltenden Flüssigphase. Beim klassischen SMB-Prozess werden alle Zufuhr- und Entnahmeports zeitgleich geschaltet. Beim VariCol-Prozess erfolgt die Schaltung der einzelnen Zu- und Abläufe zu unterschiedlichen Zeiten, allerdings weiterhin so, dass sich ein periodischer Umlauf ergibt. Wie in diesem Projekt gezeigt wurde, ermöglicht dieser Freiheitsgrad einen effizienteren Betrieb der Anlage, stellt aber noch höhere Anforderungen an die Algorithmen einer modellbasierten automatisierten Prozessführung. In diesem Projekt wurde eine modellbasierte Regelung für SMB- und VariCol-Prozesse entwickelt, die online eine wirtschaftliche Kostenfunktion auf einem endlichen Horizont optimiert. Hierfür wurde eine hocheffiziente Numerik auf Basis der Mehrziel-Optimierung, die im Softwarepaket MUSCODII bereitgestellt wird, verwendet. Der Schwerpunkt der Projektbearbeitung in der zweiten Phase lag auf dem Problem der Zustandsschätzung für SMB-Prozesse. Bisher wurde, auch bei der experimentellen Erprobung, der Systemzustand durch reine Vorwärtssimulation ausgehend von einem aus den Messungen zusammengesetzten Konzentrationsprofil bestimmt. Dies setzt ein sehr präzises Modell und geringe Störungen voraus. Für die Zustandsschätzung wurde angenommen, dass drei online Konzentrationsmessungen verfügbar sind, und zwar in den beiden Produktentnahmeleitungen und an einer festen Stelle zwischen den Säulen. Für die Zustandsschätzung wurden zwei verschiedene Konzepte realisiert und erprobt, eine Schätzung durch Fehlerminimierung über einen endlichen Horizont (moving horizon estimation) mit gleichzeitiger Schätzung von Adsorptionsparametern unter der Annahme identischer Säulen, und eine Schätzung von Konzentrationsprofilen und Parametern einzelner Säulen. In beiden Fällen ist die besondere Herausforderung die Schätzung von einigen Hundert Systemzuständen aus 4-6 verfügbaren Konzentrationssignalen. Das Regelungskonzept wurde experimentell an einer reaktiven Chromatographieanlage nach dem Hashimoto-Prozess zur Trennung Trögerscher Basen erprobt. Nach einer großen Störung (Ausfall einer Pumpe) wurde die Reinheitsvorgabe durch den Regler schnell wieder erfüllt und anschließend der Lösungsmittelverbrauch um ca. 30% reduziert. Simulative Untersuchungen der Auswirkungen von Modellfehlern zeigten, dass der hinsichtlich des Lösungsmittelverbrauchs optimale Betriebspunkt sehr sensitiv gegen Modellparameterfehler ist, so dass die Regelung bei bestimmten Reinheiten nicht befriedigend arbeitet. Erzwingt man einen anderen Arbeitspunkt durch einen zusätzlichen Term im Kostenfunktional, so erhält man ein robustes Verhalten, allerdings bei nicht unwesentlich höherem Lösungsmittelverbrauch. Diese Arbeiten motivierten die spätere Entwicklung eines neuen robusten NMPC-Regelkonzepts.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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