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Entstehung und Konsequenzen von Falschbeschuldigungen

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2006 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 34466374
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

1. Das im Vergleich zu einer Bedingung ohne Verdachtsinduktion häufigere Auftreten von Falschbeschuldigungen wegen sexuellen Kindesmissbrauchs nach Induktion eines Verdachts entweder vor oder nach Gabe von Videomaterial zum Sachverhalt konnte deutlich gezeigt werden, der Effekt erwies sich als sehr robust. 2. Von den sieben postulierten Mechanismen zur Vermittlung zwischen Verdachtsinduktion und dem Urteil über Schuld bzw. Unschuld konnte empirisch lediglich einer belegt werden. Bezüglich der anderen Mechanismen ist zumeist nicht klar, ob sie eine Rolle spielen oder nicht, weil die Manipulationen trotz erfolgreicher Vortests fast durchweg misslangen. 3. Die Generalisierung des Phänomens der Entstehung von Falschbeschuldigungen auf den Kontext der vermeintlichen Terrorvorbereitung und den des Betruges und der Wettmanipulation im Fußball misslang trotz strukturell identischen Vorgehens wie im Kontext des sexuellen Kindesmissbrauchs und trotz sehr sorgfältig ausgearbeiteten Stimulusmaterials. Das von uns untersuchte Phänomen scheint also doch deutlich bereichsspeziflscher als anfänglich angenommen zu sein. Möglichenweise spielt die Salienz von Fehlurteilen, wie in Experiment 1 herausgearbeitet, hierbei eine wichtige Rolle: Während die meisten Personen weitaus mehr über die Folgen von sexuellem Missbrauch als die Folgen von Falschbeschuldigungen nachdenken, ist diese Bilanz bei Terrorismus (siehe z.B. Guantanamo) oder Wettbetrug deutlich ausgewogener. Ob das Phänomen also auf andere Delikte mit vergleichsweise asymmetrischer Salienz möglicher Fehlerfolgen ausgeweitet werden kann, ist ungeklärt. Fazit: Die Befundlage ist zum jetzigen Zeitpunkt ernüchternd. Die Robustheit des untersuchten Phänomens konnte gezeigt werden, aber es konnte nur ein vermittelnder Mechnismus empirisch belegt werden, der lediglich einen Teil erklären kann. Eine mögliche Fortsetzung unserer Forschungsaktivitäten in diesem Bereich wird daher sehr davon abhängigen, ob die Replikationsversuche der Experimente 2 bis 4 erfolgreich sind. Dieser Ergebnisbericht kann daher nur eine Zwischenbilanz wiedergeben.

 
 

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