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Fußball als Zugehörigkeitsraum: Amateurfußballteams lateinamerikanischer Migrant/innen in Rio de Janeiro und São Paulo
Antragstellerin
Professorin Dr. Stephanie Schütze
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 346733138
Das Forschungsprojekt untersucht das Entstehen von Zugehörigkeitsräumen im Kontext von Migration und Amateurfußball. Dies wird ethnographisch am Beispiel von Amateurfußballteams von peruanischen und bolivianischen Migrant/innen in den brasilianischen Metropolen Rio de Janeiro und São Paulo untersucht. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den geschlechtsspezifischen Unterschieden zwischen weiblichen und männlichen Amateurfußballteams. Dabei soll die gesellschaftliche Bedeutung von Fußball als alltägliche transkulturelle Praktik analysiert werden: sowohl als Mittel zur Integration von Migrant/innen in die Ankunftsgesellschaft als auch zur Aufrechterhaltung bzw. Neugestaltung kultureller Zugehörigkeit von Migrant/innen. Der Prozess, durch den Zugehörigkeit hergestellt wird, wird als die Aneignung von Raum durch alltägliche Aktivitäten - in diesem Fall Amateurfußball - verstanden. Es wird davon ausgegangen, dass innerhalb dieser Zugehörigkeitsräume transkulturelle und geschlechtsspezifische Aneignungsprozesse eine wichtige Rolle spielen, da die kulturellen Konstruktionen von Geschlechterordnungen durch Macht und Herrschaftsverhältnisse in transkulturellen Räumen auf besondere Art sichtbar werden. Es wird gefragt, welche transkulturellen und geschlechtsspezifischen Aneignungsstrategien migrantische Amateurfußballspieler-/innen zur Ausgestaltung von Zugehörigkeitsräumen bilden. Die Gründung von migrantischen Amateurfußballteams ist ein weit verbreitetes Phänomen in vielen Metropolen weltweit: nicht nur in Brasilien gründen lateinamerikanische Migrant/innen Fußballclubs, sondern auch in europäischen Großstädten wie zum Beispiel Madrid, Berlin und Paris. Der Fußballsport ist für Migrant/innen ein wichtiger Raum für kulturelles und gemeinschaftliches Zusammenkommen, über das die Zugehörigkeit zur selben Herkunfts-Nation, -Region oder sogar -Lokalität ausgedrückt wird. Gleichzeitig ist die Aneignung von Raum für den Fußballsport jedoch auch als transkulturelle Strategie bedeutend: Die Migrant/innen integrieren sich damit in die brasilianische Alltagskultur und drücken ihre Zugehörigkeit zum Ankunftsland aus, da der Amateurfußball eine weitverbreitete und beliebte Sportart in Brasilien ist. Das Projekt leistet einen Beitrag zu Forschungsarbeiten, die Fußball als bedeutenden gesell-schaftlichen Interaktionsraum begreifen, in dem soziale, kulturelle und geschlechtsspezifische Differenzen ausgehandelt werden. Dabei wird insbesondere die transkulturelle Bedeutung von Fußball als Raum zur Herstellung von Zugehörigkeit im alltäglichen Leben von Migrant/innen herausgestellt; ein Thema, das in der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung bisher wenig Beachtung gefunden hat. Zugleich trägt das Projekt zur Forschung über neue Süd-Süd-Migrationsbewegungen in Lateinamerika bei; speziell von bolivianischen und peruanischen Migrant/innen nach Brasilien, was ebenfalls ein noch wenig beachtetes Forschungsfeld ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen