Zum Zusammenhang von disziplinären Originalitätskonzepten und handlungspraktischen Orientierungen für das Teilen von Daten
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Teilen von Daten konnte systematisch als Forschungspraktik beschrieben werden. Dabei ließen sich zentrale handlungspraktische Orientierungen bestimmen. Disziplinenspezifische Differenzen resultieren zwischen den drei im Projekt untersuchten Fächern vorwiegend (1) aus der Organisation des wissenschaftsöffentlichen Teilens von Daten, insbesondere der Sicherung der wissenschaftlichen Eigenleistung bei Vorträgen, (2) aus dem Grad des wissenschaftlichen Wettbewerbs und (3) aus den praktisch realisierbaren Chancen, Regeln des Teilens von Daten in der eigenen Scientific Community setzen und ihre Einhaltung kontrollieren und sanktionieren zu können. Das wichtigste Ergebnis ist, dass die Entscheidung, welche Daten wie und mit wem geteilt werden, von der Art der sozialen Beziehungen zwischen den Forscher:innen untereinander bestimmt ist. Für die oftmals geäußerte Vermutung, dass auch epistemische Aspekte hierbei bedeutungsvoll sind, konnten wir in unserem empirischen Material keine Hinweise finden. Eine Überraschung war, dass unsere Überlegung, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Teilprojekten von SFB mit und ohne INF-Projekt zu interviewen, um auf jeden Fall Projektleiter:innen und -mitarbeiter:innen im Sample zu haben, die sich bereits mit dem Teilen von Daten und Data Sharing beschäftigt haben, ins Leere gelaufen ist. Im Allgemeinen war das INF-Projekt „nicht bekannt“, „gerade erst im Aufbau“ oder „verschoben“. Daraus zu schließen, dass im SFB Daten nicht geteilt werden, wäre jedoch nicht richtig. In den SFB ist kooperatives Teilen verbreitet, welches im Allgemeinen genauso abläuft wie in engeren Forschungskooperationen. Mit anderen Worten: Es scheint, dass der SFB als eigene Organisation von Forschung keine spezifische Form für das Teilen von Daten ausbildet. Eine weitere Überraschung war, dass das Teilen von Daten keineswegs besonders häufig als „scientific capital exchange“ organisiert wird, sondern weitaus stärker entlang der unterschiedlichen sozialen Beziehungen. Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist, dass aus Sicht der meisten von uns interviewten Wissenschaftler:innen das Teilen von Daten eigentlich zur Wissenschaft dazugehört und freier Austausch möglich sein sollte. Einige bedauerten es, darauf achten müssen, dass ihre Daten nicht „gescoopt“ werden, weil es ihnen dann nicht mehr möglich wäre, ihre wissenschaftliche Eigenleistung anerkannt zu bekommen. Eine dritte Überraschung war, welche Bedeutung die Unterscheidung in Teilen von Daten als Forschungspraktik und Data Sharing als infrastrukturelle Praxis für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler besitzt. Dies spricht dafür, wissenschaftsgeleitete Forschungsinfrastrukturen zu entwickeln, und zwar ausgehend von den Forscherinnen und Forschern selbst.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2019): Concepts of Originality in the Natural Science, Medical, and Engineering Disciplines: An Analysis of Research Proposals. Science, Technology and Human Values 44(6): 915-937
Eva Barlösius
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(2019): Infrastrukturen als soziale Ordnungsdienste. Ein Beitrag zur Gesellschaftsdiagnose. Frankfurt/M.: Campus
Eva Barlösius
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(2020): Regeln zum Umgang mit Forschungsdaten und die Wissenschaftsfreiheit. Eine Analyse auf der Grundlage empirischer Ergebnisse, in: Rechtstheorie, 508, 203-233
Friederike Knoke; Eva Barlösius
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(2020): The intertwining of reputation and sharing – the significance of standardization in preparing research data and the impact of project organization, ITM Web Conf., Vol. 33 (01002
Saskia-Rabea Schrade