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Stabile Zeitintegratoren für die nichtlineare Thermoviskoelastodynamik

Fachliche Zuordnung Mechanik
Förderung Förderung von 2006 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 34732583
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Wesentliche Ergebnisse. In diesem Projekt wurden erstmals Galerkin-basierte Zeitintegratoren höherer Genauigkeitsordnung für die finite Thermoviskoelastodynamik konstruiert, welche gegenüber gewöhnlichen impliziten Runge-Kutta-Verfahren eine überagende Stabilität bei der Simulation dynamischer Prozesse zeigten. Der Stabilitätsgewinn wurde erreicht, indem eine numerisch-exakte Erhaltung physikalischer Bilanzaussagen über Impuls, Drehimpuls und Energie während der Bewegung des betrachteten Festkörpers erfolgte (physikalische Konsistenz). Der Stabilitätsgewinn bei gleicher räumlicher Vernetzung und Materialparametrisierung äußerte sich durch größere maximale Zeitschrittweiten und eine größere Robustheit bei Zeitschrittweitenwechseln. Zentral bei der Erreichung der physikalischen Konsistenz war die Einführung eines algorithmischen Spannungstensors in der Bewegungsgleichung. Es konnte gezeigt werden, dass der algorithmische Spannungstensor das Auftreten von künstlichen Spannungswellen verhindert, welche bei den gewöhnlichen impliziten Runge-Kutta-Verfahren die Divergenz des Multilevel-Newton-Verfahrens auslösen. Jedoch wurde erkannt, dass diese Modifikation für thermomechanisch gekoppelte Probleme nicht ausreicht. Es musste eine Kombination verschiedener Galerkin-Methoden in der Zeit neu entwickelt, sowie ein algorithmischer Viskositätstensor eingeführt werden. Ein weiterer Aspekt war die Entwicklung von auf den physikalisch-konsistenten Zeitintegrator zugeschnittener Abbruchkriterien für das verwendete Multilevel-Newton-Verfahren. Das Ziel war dabei die Iterationszahl bei großen Zeitschrittweiten gegenüber den Standardverfahren zu senken, um den größeren Zeitaufwand auf Elementebene von physikalisch konsistenten Zeitintegratoren gegenüber den gewöhnlichen impliziten Runge-Kutta-Verfahren aufzufangen. Somit benötigte ein implizites Runge- Kutta-Verfahren bei großen Zeitschritten mehr Simulationszeit. Ausblick auf zukünftige Arbeiten. Bei der Diskretisierung von Kontinua kann nach einer Lagrangeschen und einer Hamiltonschen beziehungsweise Poissonschen Beschreibung unterschieden werden. Eine Lagrangesche Beschreibung basiert auf den beobachtbaren Feldern Deformation, Geschwindigkeit und Temperatur. Die Evolutionsgleichungen sind aber partielle Differentialgleichungen erster Ordnung in der Zeit auf Basis der energetisch konjungierten Feldern Impuls und Entropie, welche aber als abhängige Felder betrachtet werden. Eine Hamiltonsche beziehungsweise Poissonsche Beschreibung entspricht einer klassischen Zustandsraumdarstellung. Sie ist nur mit dem energetisch konjungierten Impuls- und Entropiefeld als unabhängige Variablen zu formulieren. Der Vorteil dieser Beschreibung liegt in einem direkt abschätzbaren nichtlinearen Stabilitätsverhalten, welches auch auf das Verhalten numerischer Algorithmen Einfluß nimmt. Da in diesem Projekt die Felder aus der Lagrangesche Beschreibung diskretisiert wurden, wäre ein nächster Schritt die Poissonsche Beschreibung zu diskretisieren. Mögliche Anwendungen. Das Ziel in vielen Industriezweigen ist das Rapid Product Development, in dem durch eine virtuelle Vorentwicklung von Produkten mittels Software-Anwendung Entwicklungskosten und -zeiten gesenkt werden. Dabei spielen transiente Simulationen bewegter deformierbarer Körper, zum Beispiel für Bauraumuntersuchungen in der Produktentwicklung (Computer Aided Engineering) oder -fertigung (Computer Aided Manufacturing), eine immer größer werdende Rolle. In diesem Rahmen können die entwickelten Algorithmen bei der Simulation elastomerer Kunststoffe Anwendung finden. Deshalb weckten die erzielten Ergebnisse bei einem anwendungsnahen mathematischen Forschungsinstitut großes Interesse. Aus einer Präsentation der Ergebnisse dieses Projektes heraus entstand eine Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik in Kaiserslautern zur Betreuung eines wissenschaftlichen Mitarbeiters bei der Simulation dynamischer Belastungen von Querlenkerlagern aus Elastomeren für die Automobilindustrie.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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