Zeitliche Stabilität somatoformer Beschwerden und somatoformer Störungen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Somatoforme Störungen sind gekennzeichnet durch medizinisch nicht ausreichend erklärte körperliche Beschwerden. Sie gehören zu den häufigsten psychischen Störungen in Deutschland und in Europa und gehen mit einem starken Leidensdruck und hoher Beanspruchung des Gesundheitssystems einher. In dieser bevölkerungsbasierten Längsschnittstudie wurden in einem ersten Teil die Validität der Diagnose, assoziierte psychologische Faktoren und Prädiktoren für das Inanspruchnahmeverhalten bei Personen mit somatoformen Störungen im Querschnitt und 1-Jahres-Längsschnitt untersucht. Dazu wurden zunächst 2.510 bevölkerungsrepräsentative Personen auf das Vorliegen somatoformer Beschwerden gescreent. Im Anschluss wurde eine Personengruppe mit erhöhten Werten für somatoforme Beschwerden (n=154) sowie eine Vergleichsgruppe mit wenigen Beschwerden (n=167) ausgewählt und zur Baseline und im Abstand von einem Jahr (N=244) genauer untersucht. Nun wurde die weitere Nacherhebung dieser Stichprobe (vier Jahre nach der Baseline) abgeschlossen. Diese hatte die Untersuchung der zeitlichen Stabilität somatoformer Störungen sowie die weitere Überprüfung assoziierter psychologischer Faktoren zum Ziel. Hierbei wurden 219 Personen wiederum ausführlich mit einem telefonischen Interview untersucht und 205 füllten ebenfalls das im Anschluss zugesandte Fragebogenset aus. Zudem gaben 111 der die Studienteilnehmer/innen behandelnden Hausärzte Informationen zu Beschwerden und dem Inanspruchnahmeverhalten der jeweiligen Teilnehmer/innen ab, die mit den Selbstangaben abgeglichen werden. Nach Abschluss der längsschnittlichen Datenerhebung im August 2012 wird derzeit die Dateneingabe für das 4-Jahres Follow-Up abgeschlossen. Aus den Ergebnissen des Vorprojekts entstanden bereits einige wichtige Publikationen zu klassifikatorischen Neuerungen im Bereich somatoformer Störungen. Für den letzten Messzeitpunkt sind weitere statistische Auswertungen zu den im Fortsetzungsantrag genannten Längsschnitt-Fragestellungen geplant.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2011). Evaluating new proposals for the psychiatric classification of patients with multiple somatic symptoms. Psychosomatic Medicine 73(9): 760-768
Rief W., Mewes R., Martin A., Glaesmer H., Brähler E.
- (2012). The distinction between “medically unexplained“ and “medically explained“ in the context of somatoform disorders. International Journal of Behavioral Medicine
Klaus K., Rief W., Brähler E., Martin A., Glaesmer H., Mewes R.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s12529-012-9245-2)