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Terror und Verwandtschaft.
Antragsteller
Dr. Cristian Alvarado Leyton
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 350520514
Das vorliegende Forschungsprojekt untersucht die sozialen Langzeitfolgen staatsterroristischer Gewalt an der thematischen Schnittstelle von systematischer politischer Gewalt und Verwandtschaft. Es analysiert ethnographisch, wie Kinder verschwundener politischer Gefangener in Argentinien ihrer Terrorerfahrung, die mit der Entdeckung der staatlich enteigneten Identität verbunden ist, narrativ Sinn geben und sie im sozialen Alltag leben. Folgende Fragen leiten das Projekt: Welchen Sinn geben diese Kinder, die in Argentinien Nietos genannt werden, ihrer Gewaltgeschichte? Wie wirkt sich ihre Gewalterfahrung auf die Verwandtschaftsbeziehungen zu den scheinbar biologisch realen und fiktiven Familien aus? Ziel ist es, sich den Lebenswelten von Menschen ethnographisch anzunähern, die eine spezifische Form staatsterroristischer Gewalt erlitten haben. Der neuartige Beitrag des Projektes besteht für die Gewaltforschung und Verwandtschaftsethnologie in der ethnographischen Analyse der kaum untersuchten Sinngebungen eigener Gewaltgeschichte und Verwandtschaftspraxis von Opfern staatsterroristischer Gewalt. Ethnographisch wissen wir noch zu wenig über die Folgen von erlittenem Staatsterror für Individuen, über deren konkrete Erfahrungen und Beziehungspraktiken, v.a. nicht für Verwandtschaft als soziale Beziehung par excellence. Das Projekt wird daher auch theoretische Rückschlüsse über Verwandtschaft an sich erlauben, ist doch die Frage nach der Grenze von realer und fiktiver Verwandtschaft in den Überlegungen der new kinship studies zentral.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen