Detailseite
Projekt Druckansicht

Die "Berliner Mauer" als Symbol des Kalten Krieges: vom Instrument der SED-Innenpolitik zum Baudenkmal von internationalem Rang

Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung von 2007 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 35305893
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Zusammenwirken der Teilprojekte konnten entscheidende neue Einsichten über die „Berliner Mauer“ gewonnen werden, die für jede einzelne der beteiligten Fachdisziplinen so nicht zu erreichen gewesen wären. Aus dem Abgleich mit den Untersuchungen zur politischen Vorgeschichte des Mauerbaus und zur Motivation der SED-Führer einerseits und der baulichen Realität der ab August 1961 errichteten Mauer andererseits konnte gefolgert werden, dass der Mauerbau von 1961 in erster Linie als Demonstration der Stärke und der Entschlossenheit gemeint war und dass die SED-Führung davon ausging, dass diese gefestigte Grenze mitten durch Berlin spätestens nach dem versprochenen Friedensvertrag mit der UdSSR wieder verschwinden würde. Erst mit der nachfolgenden Desillusionierung wurden die langfristige bauliche Befestigung der Grenze und ihre militärische Sicherung sowie die Umdeutung zur Verhinderung von „Republikflucht“ zum komplexen Problem für die Politiker und Militärs der DDR. Auch die weiteren Erscheinungsformen der Grenzbefestigung – die nüchtern-militärischen, aber auch einschüchternden Grenzsperren in der Mitte der 60er-Jahre und die angebliche „Staatsgrenze wie jede andere“ in der Mitte der 70er-Jahre – sind als direkter Ausdruck des jeweiligen politischen Willens der SED-Führung zu verstehen. Es erwies sich während der Projektbearbeitung, dass es eine enorme Diskrepanz gibt zwischen der Wahrnehmung der Mauer in der (nationalen und internationalen) Öffentlichkeit – und damit auch in der bisherigen Forschung – und den materiellen und organisatorischen Realitäten der Grenzanlagen. Die Rolle der Propaganda, und hier insbesondere der von der DDR betriebenen, bei der Erzeugung des bisher akzeptierten Bildes der Mauer konnte im Zusammenwirken der Disziplinen erhellt werden, desgleichen die Breite der Darstellungs- und Deutungsformen in Kunst und Literatur. Umfassende neue Einsichten konnten auch zum Thema Bedeutungswandel der Mauer einschließlich ihrer Denkmalwerdung nach dem Fall 1989 gewonnen werden. Der weltweit extrem positiv konnotierte Fall der Mauer überlagert aus heutiger Sicht deren in den 28 Jahren ihrer Existenz angewachsene negative Bedeutung. Mit dem Fall begann ein zweiter Lebenzyklus der Mauer als internationales Denkmal, als immaterieller und eigenständiger Lieu de memoire, der sich weltweit in mehr als 100 großformatigen Mauerdenkmalen, oft an den prominentesten Orten, manifestiert. So ergaben sich aus dem Projekt auch entscheidende Impulse, die die Berliner Mauer zwar nicht auf die Liste des Welterbes beförderten, ihr aber immerhin (als Teil der innerdeutschen Grenze) das European Heritage Label brachten. Auf die öffentliche Kommunikation der Forschungen und der neu gefundenen Informationen und Materialien wurde im Projekt zu allen Zeiten größter Wert gelegt. Das online-Geoinformationssystem (in deutsch und englisch) www.denkmallandschaft-berliner-mauer.de wird sehr stark nachgefragt. Das Projekt erfreute sich auch einer breiten Medienpräsenz. Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz vertreibt kostenlos zwei aus dem Projet hervorgegangene Publikationen. Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt gingen in vielfältiger Weise direkt in die Erhaltung und Vermittlung des Denkmals Berliner Mauer ein. Die Stiftung Berliner Mauer nutzte viele Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt für die Konzeption und den Aufbau der Erinnerungslandschaft in der Bernauer Straße. Hierbei war förderlich, dass die Projektleiter Leo Schmidt und Manfred Wilke als Mitglieder im Fachbeirat der Stiftung mitwirkten und der Projektmitarbeiter Axel Klausmeier Ende 2008 zum Direktor der neu gegründeten Stiftung ernannt wurde.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Die Bewachung der Bewacher. Die Staatssicherheit und die Grenztruppen der DDR, in: Militärgeschichte 2008, Heft 1, S. 10-14
    Jochen Maurer
  • Die Berliner Mauer – Vom Sperrwall zum Denkmal. Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz; Bd. 76/1. Bonn 2009, 200 S.
    Anke Kuhrmann (Red.)
  • Die Botschaft der Mauersegmente. In: Anna Kaminsky (Hg.): Die Mauer in der Welt. Im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED- Diktatur, Berlin 2009, S. 228-235
    Leo Schmidt
  • Ein Geoinformationssystem für die Berliner „Mauer“ – Raumbezogene Objektdokumentation und ihre Darstellung im Internet. In: Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (Hg.): Tagung: Mauer und Grenze – Denkmal und Gedenken, Dokumentation der Tagung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz vom 10.-12. Mai 2009 in Berlin (Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz; Bd. 76/2). Bonn 2009, S. 113-120
    Antje Mues
  • Fragmente des Eisernen Vorhangs – Dokumentation und Vermittlung einer unbequemen Geschichtslandschaft am Beispiel der Berliner Mauer. In: Wohlleben, Marion (Hrsg.): Fremd, vertraut oder anders? Beiträge zu einem denkmaltheoretischen Diskurs. München, Berlin 2009, S.103-114
    Axel Klausmeier
  • Ein Denkmal und seine Teile – die Gesamtanlage „Berliner Mauer“. In: Landesdenkmalamt Berlin (Hg.): Berlin im Wandel. 20 Jahre Denkmalpflege nach dem Mauerfall. Petersberg 2010, S. 121-130
    Anke Kuhrmann
  • Der Weg zur Mauer. Stationen der Teilungsgeschichte. Stiftung Berliner Mauer (Hg.): Beiträge zur Geschichte von Mauer und Flucht. Berlin 2011, 472 S.
    Manfred Wilke
  • Der Wiener Gipfel und der Bau der Berliner Mauer. In: Stefan Karner u.a. (Hg.): Der Wiener Gipfel 1961. Kennedy – Chrušcev. Innsbruck 2011, S. 681-704
    Manfred Wilke
  • Die Berliner Mauer in der Kunst. Bildende Kunst, Literatur und Film. Stiftung Berliner Mauer (Hg.): Beiträge zur Geschichte von Mauer und Flucht. Berlin 2011, 423 S.
    Anke Kuhrmann, Doris Liebermann, Annette Dorgerloh
  • Dienst an der Mauer. Der Alltag der Grenztruppen rund um Berlin. Stiftung Berliner Mauer (Hg.): Beiträge zur Geschichte von Mauer und Flucht. Berlin 2011, 267 S.
    Jochen Maurer
  • Planungen für den Krieg um Berlin. Vorträge der Tagung „Berliner Mauer“ der Gedenkstätte Berliner Mauer, Juni 2011
    Winfried Heinemann
  • The Architecture and Message of the ‘Wall‘, 1961-1989. In: German Politics and Society (Washington DC) Issue 99, vol.29, no.2, Summer 2011, S. 57-77
    Leo Schmidt
  • The Double Task of the East German Border Guards: Policing the Border and Military Functions, in: German Politics and Society, (Washington DC) Issue 99, vol.29, no.2, Summer 2011, S. 23-39
    Jochen Maurer und Gerhard Sälter
  • „Ulbrichts obskures Objekt der Begierde“ – Korrekturen zum Geschichtsbild von Ulbrichts angeblichen Mauerplänen vom Anfang der 50er Jahre. In: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, Nr. 29/2011, S. 26-81
    Michael Kubina
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung