Untersuchungen zu den St. Galler Verbrüderungsbüchern und Edition in den Monumenta Germaniae Historica
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt "Untersuchungen zu den St. Galler Verbrüderungsbüchern und Edition in den Monumenta Germaniae Historica" ist abgeschlossen. Die mehr als 600 Seiten umfassende Edition in der Reihe MGH-Libri memoriales et necrologia Nova series IX liegt seit Ende Juni 2019 vor. Die beiden Verbrüderungsbücher, die das berühmte alemannische Kloster St. Gallen im 9. Jahrhundert hervorgebracht hat, gehören zu den bedeutendsten Zeugnissen der Memorialüberlieferung aus der Karolingerzeit: Heute im Codex C3B55 des St. Galler Stiftsarchivs zusammengebunden, liegen die Anfänge des älteren Gedenkbuchs noch in der Spätphase der Herrschaft Karls des Großen, während das jüngere Verbrüderungsbuch wohl in den Jahren um 855/60 angelegt wurde. Die zahlreichen Eintragungen zum Zwecke des Gebetsgedenkens, deren späteste aus dem 14. Jahrhundert stammen, gewähren einen eindrucksvollen Einblick in verschiedene Formen der Verschriftlichung der Memoria und in das weitgespannte Beziehungsgeflecht der Mönchsgemeinschaft. Neben der Kommemoration der karolingischen Herrscherfamilie steht das Gedenken für Wohltäter und Gönner der Abtei, für Schenker aus dem regionalen Umfeld ebenso wie für Persönlichkeiten geistlichen oder weltlichen Standes, die wichtige Funktionen in der Reichspolitik ausübten. Die zahlreichen Listen monastischer und geistlicher Gemeinschaften dokumentieren die Einbindung St. Gallens in die reichsweite Verbrüderungsbewegung des karolingischen Mönchtums. Im nun vorliegenden Band werden die beiden Verbrüderungsbücher in Form eines Farbfaksimiles wiedergegeben. Es schließen sich (gleichfalls farbige) Reproduktionen jener Seiten der klösterlichen Kapiteloffiziumsbücher (Codices Sangallenses 915 und 453 der Stiftsbibliothek St. Gallen) an, auf denen Verbrüderungsverträge der St. Galler Mönchsgemeinschaft sowie eine Übersicht der mit St. Gallen verbrüderten monastischen und geistlichen Kommunitäten aus dem 12. Jahrhundert aufgezeichnet sind. Der Editionsteil enthält eine Abgrenzung und Wiedergabe der Nameneinträge in den Gedenkbüchern und eine kritische Edition der Verbrüderungsverträge in den Kapiteloffiziumsbüchern. Erschlossen werden die beiden St. Galler Verbrüderungsbücher durch Einleitungsbeiträge zu Fragen der Codicologie und Paläographie, der buchkünstlerischen Ausstattung, der handschriftlichen Überlieferung, der Datierung und Konzeption der Gedenkbücher und der Philologie der Nameneinträge sowie durch ein System von Registern, darunter das für die historische und philologische Auswertung des Namenbestandes zentrale Lemmatisierte Personennamenregister.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Die St. Galler Verbrüderungsbücher. (Monumenta Germaniae Historica. Libri memoriales et necrologia. Nova Series IX. 2019, XXXII, 656 S., Harrassowitz Verlag Wiesbaden, ISBN 978-3-447-10077-9.
Dieter Geuenich, Uwe Ludwig unter Mitarbeit von Fabrizio Crivello, Peter Erhart und Alfons Zettler
