Funktionalität von Task Sets bei der Aufmerksamkeitssteuerung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Kognitive Kontrolle ermöglicht den flexiblen Wechsel zwischen verschiedenen Aufgaben und Zielen einerseits aber auch die Resistenz gegenüber Ablenkung andererseits. Diese antagonistischen Anforderungen stellen sich im Alltag ständig, wenn etwa beim Anfertigen eines wichtigen Briefes das Smartphone den Eingang einer neuen email signalisiert, oder Hungergefühle einen Aufgabenwechsel attraktiv erscheinen lassen. Eine wichtige Voraussetzung kognitiver Flexibilität ist dabei die menschliche Fähigkeit, allgemeine Aufgabenregeln zu formulieren und anzuwenden. Zentrales Thema des Forschungsprojekts war der Nachweis dieser vermuteten Funktionalität von Aufgabenregeln im Vergleich zu einfachen Stimulus-Reaktions-Assoziationen. Aus den empirischen Projektarbeiten sind zwei Hauptbefunde hervorzuheben: (1) Die Abschirmungsfunktion von Aufgabenregeln erhöht die Stabilität, indem die Aufmerksamkeit auf Informationen gerichtet wird, die einen Bezug zur aktuellen Aufgabe hat und reduziert dadurch gleichzeitig die Ablenkung durch aufgabenirrelevante Information. Der der Abschirmung zugrundeliegende Mechanismus liegt dabei primär in einer verstärkten Verarbeitung aller Informationen, die einen Bezug zur aktuellen Aufgabe haben und nicht in der Hemmung irrelevanter Informationen. (2) Diese Abschirmungsfunktion passt sich flexibel dem jeweiligen Aufgabenkontext an und wird entsprechend gelockert, wenn sich die Aufgabenregel ändert. Die Lockerung der Abschirmung ermöglicht also die nötige Flexibilität, macht das kognitive System aber gerade beim Zielwechsel anfälliger für Intrusionen durch ablenkende Information. Insgesamt erscheint dieser dynamische Abschirmungsmechanismus von Aufgabenregeln als sehr adaptiv indem sowohl Stabilität als auch Flexibilität ermöglicht werden. Und zumindest außerhalb des Labors ist ein Abschirmungsmechanismus, der in der verstärkten Verarbeitung regelbezogener Informationen besteht, im Normalfall von Vorteil, da ja Informationen mit Regelbezug meist auch relevante Information ist (nur im Labor werden zum Nachweis dieses Mechanismus‘ Bedingungen geschaffen, in denen irrelevante Informationen mit Regelbezug zu mehr Ablenkung führen). Die Abschirmungsfunktion von Aufgabenregeln könnte also das Problem der Selektion zwischen relevanter und irrelevanter Information lösen, indem die Entscheidung einfach der Passung zu einer gerade aktiven Regel überlassen wird.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2007). The role of task-rules and stimulus-response mappings in the task switching paradigm. Psychological Research, 71, 383-392
Dreisbach, G., Goschke, T., & Haider H.
- (2008). That's what task sets are for: Shielding against irrelevant information. Psychological Research, 72, 355-361
Dreisbach, G. & Haider, H.
- (2009). Bidirectional priming processes in the Simon task. Journal of Experimental Psychology: Human Perception, and Performance, 35, 1770-1783
Metzker, M.1 & Dreisbach, G.
- (2009). How task representations guide attention: Further evidence for the shielding function of task sets. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 35, 477-486
Dreisbach, G. & Haider, H.
- (2011). Priming processes in the Simon Task: Evidence from the lexical decision task for a third route in the Simon effect. Journal of Experimental Psychology: Human Perception, and Performance, 37, 892-902
Metzker, M. & Dreisbach, G.
- (2011). The shielding function of task sets and its relaxation during task switching. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, & Cognition, 37, 1540- 1546
Dreisbach, G. & Wenke, D.
- (2012). Mechanisms of cognitive control: The functional role of task rules. Current Directions in Psychological Science, 21(4), 227-231
Dreisbach, G.
- (2013). The impact of task rules on distracter processing: Automatic categorization of irrelevant stimuli. Psycholgical Research. 77, 128-138
Reisenauer, R.3 & Dreisbach, G.
- (2013). The shielding function of task rules in the context of task switching. Quarterly Journal of Experimental Psychology
Reisenauer, R. & Dreisbach, G.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1080/17470218.2013.808678)