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Megalithlandschaft in der westlichen Altmark: Mittelneolithische Siedlungsmuster einer Kleinregion mit Großsteinanlagen

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2007 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 35347037
 
Im Rahmen der europäischen Megalithforschung besteht seit mehreren Jahrzehnten ein erhebliches Defizit auf deutscher Seite: Während aus anderen europäischen Ländern grab- und siedlungsarchäologische Regionalstudien zum Verhältnis von Großsteinanlagen – Landschaft – Siedlungen vorliegen, fehlen diese in Deutschland weitgehend. Dementsprechend ist eine historische Beurteilung der nordmitteleuropäischen Trichterbechergesellschaften nur bedingt möglich. Um diesem Defizit zu begegnen, wurde eine geeignete Kleinregion mit sowohl trichterbecherzeitlichen Siedlungen und Großsteingräbern als auch Möglichkeiten zur Landschaftsrekonstruktion für ein Untersuchungsprogramm ausgewählt. Als Arbeitsgebiet dient ein 12 x 15 km großes Areal in der westlichen Altmark, Sachsen-Anhalt (Anlage 2a, Abb. 1).Im Rahmen der bisherigen Förderung konnten im Berichtszeitraum ein Großdolmen vollständig und zwei Siedlungen in Teilen untersucht werden. Auswertungsergebnisse der Archäologie, Bodenkunde und Botanik verdeutlichen die Mehrphasigkeit der Grabanlage; es lassen sich zwei Bauphasen und sechs Nutzungsphasen bis in die Eisenzeit nachweisen. Die radiometrische Datierung (36. Jh. v. Chr.) und die Funde stellen die Erbauung in eine neu zu definierende Frühphase der altmärkischen Trichterbecherkultur. Die Siedlungsgrabungen erbrachten Feuerstellen und Verteilungsmuster für Silex und Tiefstichkeramik, die unterschiedliche Aktivitätszonen anzeigen. Des Weiteren wurde ein regionales Pollenprofil aus dem Beetzendorfer Bruch vollständig ausgezählt und ausgewertet. Es zeigt für die Region eine moderate menschliche Einflussnahme vorwiegend über Weideland mit kleinen Auflichtungen des Waldes und geringem Ackerbau ab 3200 v. Chr. Der Beginn der trichterbecherzeitlichen Besiedlung ist nicht erfasst. Ein weiteres Profil aus einem Kesselmoor (Haidberg) liefert lokale Informationen zur gesamten neolithischen Phase. Demnach waren die Areale zwischen zwei Großsteingrab-Gruppen im Norden des Untersuchungsgebiets u. a. zu Zeiten der Megalithgräber dicht bewaldet.Für die Rekonstruktion der mittelneolithischen Siedlungs- und Grablandschaft aus paläoökologischen Daten, Prospektionen, Grabuntersuchungen und Siedlungsgrabungen ist es notwendig, weitere Untersuchungen durchzuführen: Die detaillierte Ausgrabung eines großen Ganggrabes mit monumentaler Umfassung soll das zeitliche und sachkulturelle Verhältnis zwischen Dolmen und Ganggräbern zueinander klären. Die Fortsetzung der Untersuchung der Siedlung Tangeln- Kindergarten verspricht zusätzliche Erkenntnisse zur Siedlungsstruktur. Weiterhin sind Fragen nach dem Beginn und Charakter der menschlichen Einflussnahme auf die Region durch eine dritte Pollenanalyse zu klären.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Beteiligte Person Dr. Barbara Fritsch
 
 

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