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"Nächstes Jahr in Jerusalem": Jüdische Identitätskonzepte und Zionismusdebattenin der transosmanischen Migrationsgesellschaft Palästinas (1880–1925).
Antragsteller
Professor Dr. Stefan Rohdewald
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 353595765
Der Antrag hat in unmittelbarer Fortführung und zum Abschluss eines anderen Teilprojekts eine Analyse der Debatten in hebräischsprachigen Zeitungen zum Ziel, die in der transosmanischen Gesellschaft Palästinas der spätosmanischen Epoche und später unter dem Britischen Mandat zwischen den Jahren 1880 und 1925 erschienen. Der Fokus liegt dabei auf den Auseinandersetzungen um die “jüdische Frage”, in denen eine Neuverortung jüdischer Identität und sephardisch-ashkenazische, bzw. jüdisch-arabische Beziehungen vor Ort ausgehandelt wurden. Im Zentrum stehen Zeitungen, die in den Städten Jaffa (als Zentrum der zionistischen Bewegung und der sich herausbildenden hebräischsprachigen Kultur) und Jerusalem (als die einzige Stadt in Palästina mit jüdischer Bevölkerungsmehrheit, die darüber hinaus über ein hohes sakrales Kapital für alle drei Buchreligionen verfügte) publiziert wurden: Die urbanen Räume dieser beiden Städte boten ideale Bedingungen für transosmanische Mobilität im Rahmen der zunehmenden Immigration der jüdischen Ankömmlinge aus allen Richtungen und ihren Verflechtungen mit anderen Gruppen von Juden und nicht-Juden zugleich. Gerade der Zeitraum der Geschichte Palästinas von 1880 bis 1925 zeichnet sich aus durch tiefgreifende Umbrüche auf dem politischen und demographischen Feld: Die Zuwanderung von Juden in zunehmendem Maß vor allem aus dem Russländischen Reich als Reaktion auf den erstarkenden Antisemitismus in den östlichen Teilen Europas, das Aufkommen des Zionismus, das Aufblühen nationaler Identitätsentwürfe und fernerhin die politischen Veränderungen, die der Erste Weltkrieg mit sich brachte, gefolgt von dem Sykes-Picot-Abkommen und der Balfour Deklaration, und schließlich die Unterwerfung Palästinas unter das britischen Mandat. Im Zentrum des Vorhabens steht in unmittelbarer Fortführung des Erstantrags die Untersuchung der durch diese Entwicklungen ausgelösten transosmanischen Debatten in intellektuellen Kreisen im Medium von Zeitungen: Auf ihren Seiten fanden sie eine öffentliche Plattform, auf der Akteure diverser Überzeugungen und Ansichten ihre Standpunkte entwickelten und verhandelten. Hier gestalteten sich übergreifende und differenzierende Identitätsentwürfe im lokalen und transregionalen Zusammenhang der sich hier konsolidierenden transosmanischen Migrationsgesellschaft.
DFG-Verfahren
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