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"Nächstes Jahr in Jerusalem": Jüdische Identitätskonzepte und Zionismusdebattenin der transosmanischen Migrationsgesellschaft Palästinas (1880–1925).

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 353595765
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Untersuchungsgegenstand des Teilprojekts war die Transformation von Identitätskonstruktionen und politischen Diskursen auf Grundlage der Berichterstattung mehrerer arabischer Zeitschriften aus Jerusalem, Jaffa, Haifa, Damaskus und Beirut im Zeitraum zwischen 1910 und 1930. Evelin Dierauff hat in diesem Zusammenhang arabische Debattenkulturen vor und nach dem Ersten Weltkrieg erforscht. Ihr Teilprojekt hat damit als einziges Projekt innerhalb des Schwerpunktprogramms transosmanische Zusammenhänge anhand arabischer Quellen untersucht und sich den arabischen Regionen des Osmanischen Reiches vor und nach seinem Zusammenbruch gewidmet. Hauptsächlich über den öffentlichen Meinungsstreit in arabischen Zeitschriften und ergänzend über politische Streitschriften und Korrespondenz sowie biographische Erinnerungsliteratur hat Evelin Dierauff regionale Diskurse zu Identität, Vergesellschaftung und politischer Ordnung als transosmanische Mobilitätsdynamiken herausgearbeitet und sie in den Kontext zeitgenössischer Großprozesse eingebettet, darunter die erste moderne Globalisierungswelle, der Übergang von der osmanischen zur kolonialen Ordnung und der Aufstieg unterschiedlicher Nationalismen in der Region. Dabei wird der Zeitraum von 1910 bis Mitte der 1920er Jahre als postosmanische Moderne gefasst, weil aus der osmanischen Ära stammende Vorstellungen in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg umgeformt und in die postosmanische Zeit übertragen wurden. Im Kontext post-kolonialer Liberalisierungsdiskurse, dem Aufbau der britischen und französischen Mandatsregime in Syrien, im Libanon und in Palästina sowie neuer Nationalstaaten (Jordanien, Irak), des Niedergangs des Osmanismus und der Verbreitung neuer Nationalismen, wie etwa Panarabismus und Zionismus und die Entwicklung der Palästinafrage als „nationale Frage“, erfuhren osmanische Ordnungsvorstellungen und Ideen diverse Umdeutungen. Wals die Entwicklung von Nationalisierungs- und Liberalisierungsdiskursen in den arabischen Regionen des Nahen Ostens betrifft, so vollzog sich innerhalb dieses Zeitraums eine drastische Umwälzung von Ordnungsideen und politischen Konzepten, die in Anlehnung an den von Reinhart Koselleck geprägten Begriff der Sattelzeit als „kleine arabische Sattelzeit“ gefasst werden kann. In anderen Fällen wurden aber auch Bezugspunkte aus spätosmanischen Diskursen in die neuen Ordnungszusammenhänge integriert oder in der Auseinandersetzung mit neuen Diskursen so umgedeutet, dass sie mit neuen regionalpolitischen Zielen in Einklang zu bringen waren. Dies betrifft etwa die noch vielfach unerforschten Kontinuitäten in der Konzeption der ethno-religiösen Beziehungen zwischen arabischen Christen und Muslimen und in ihren Erinnerungskulturen, als auch in der Konzeption der Beziehungen zwischen arabischen Juden (Mizrachim) und aus Europa zugewanderten Juden (Ashkenazim).

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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