Detailseite
Projekt Druckansicht

Realism about Collective Agents: Die aktuelle Diskussion über die Natur kollektiven Handelns und ihr Verhältnis zur politischen Philosophie des Mittelalters

Antragsteller Dr. Anselm Spindler
Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Praktische Philosophie
Förderung Förderung von 2017 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 354985420
 
Viele Philosophinnen und Philosophen gehen davon aus, dass nicht nur Individuen, sondern auch Gruppen intentionale Akteure sein können: Sie handeln aus Gründen, und damit ist eine Autorenschaft verbunden, aufgrund derer wir sie für ihr Handeln verantwortlich machen können. Dies gilt zwar nicht für Ansammlungen unkoordinierter Individuen, bei denen entsprechende Handlungsbeschreibungen nur Metaphern dafür sind, dass mehrere Individuen zufälligerweise dasselbe tun ("Der Aktienmarkt reagiert auf die Entwicklungen in Fernost."). Aber es gilt für Gruppen, die sich auf bestimmte Weise organisieren und so einen kollektiven Akteur bilden, der unabhängig von seinen individuellen Mitgliedern absichtlich handeln und dafür verantwortlich gemacht werden kann. Zu sagen, dass Großbritannien die EU verlässt, ist eben keine bloße Metapher dafür, dass mehrere Individuen zufälligerweise dasselbe tun, sondern eine wörtlich zu nehmende Beschreibung einer Handlung eines kollektiven Akteurs. Dieser "Realismus" mit Blick auf kollektive Akteure (List/Pettit 2011) verbindet uns mit der mittelalterlichen politischen Philosophie; entgegen der Vorstellung, dass diese vornehmlich die Verlängerung einer christlich-aristotelischen Tugendethik ist. Ich untersuche während des Forschungsaufenthaltes an der LSE, wie sich die aktuelle Diskussion über kollektives Handeln mit der politischen Philosophie von Autoren wie Thomas von Aquin, Marsilius von Padua und Wilhelm von Ockham verbinden lässt, die Politik als Antwort auf Probleme kollektiven Handelns und kollektives Handeln als Frage der politischen Organisation sozialer Gruppen verstehen. Diese Forschung im Rahmen meiner Habilitation entwickelt ein neues Bild von mittelalterlicher politischer Philosophie, eine erweiterte Ideengeschichte des Konzepts kollektiven Handelns und eine weiterführende Perspektive auf zentrale Probleme in der aktuellen Diskussion über die Natur kollektiven Handelns.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung