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Realism about Collective Agents: The Current Debate about the Nature of Collective Action and its Relation to Medieval Political Philosophy

Subject Area History of Philosophy
Practical Philosophy
Term from 2017 to 2018
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 354985420
 
Final Report Year 2018

Final Report Abstract

Während meines Forschungsaufenthaltes an der LSE habe ich die Frage untersucht, wie sich die politische Philosophie des Mittelalters – vertreten durch Autoren wie Thomas von Aquin oder Marsilius von Padua – mit der heutigen Diskussion über die Natur kollektiven Handelns verbinden lässt. Es hat sich gezeigt, dass diese Diskussionsstränge in einen produktiven Zusammenhang gebracht werden können, wenn man sich auf den Fall der kollektiven Intentionalität von Staaten konzentriert und politische Repräsentation als Mechanismus für die Kollektivierung von Intentionalität im Kontext politischen Handelns identifiziert. Diese Herangehensweise erlaubt es einerseits, ein „politischeres“ Bild von der politischen Philosophie des Mittelalters zu entwickeln, wonach Politik – insbesondere die Idee einer repräsentativen Regierung – von den betreffenden Autoren als Antwort auf Probleme kollektiven Handelns verstanden wird. Andererseits erlaubt dieser Zugang, die heutzutage verbreitete Übertragung „unpolitischer“ Konzeptionen kollektiven Handelns auf Staaten kritisch zu hinterfragen. Der Begriff der Repräsentation macht dabei nicht nur den politischen Charakter staatlicher Organisation sichtbar und grenzt Staaten so von anderen Typen kollektiver Akteure ab, sondern erlaubt es auch, Staaten ausdrücklich aus der Perspektive kollektiver Intentionalität zu thematisieren, da politische Repräsentation selbst eine Theorie kollektiven Handelns impliziert. Die überraschendste Entwicklung mit der größten philosophischen Tragweite bestand in der Entdeckung, dass der Begriff der Repräsentation geeignet ist, die politische Philosophie des Mittelalters und die aktuelle Diskussion über die Natur kollektiven Handelns miteinander ins Gespräch zu bringen. Dies hatte ich zur Zeitpunkt der Antragstellung nicht gesehen. Das Konzept der Repräsentation und das damit verbundene Modell kollektiven Handelns ist der von mir gesuchte Beitrag, den die politische Philosophie des Mittelalters der heutigen Debatte über die Natur kollektiven Handelns zur kritischen Diskussion anbietet. Zugleich hat sich gezeigt, dass mich die „Politisierung“ der politischen Philosophie des Mittelalters dazu zwingt, bestimmte Prämissen der aktuellen Diskussion über die kollektive Intentionalität von Staaten aufzugeben, die über die aktuelle Literatur in mein Projekt hineingeraten waren – insbesondere die Prämisse, dass kollektive Intentionalität von Staaten als ein Fall allgemeiner Theorien moralischer Verantwortung diskutiert werden sollte. Diese Prämisse muss ich durch ein Konzept politischer Normativität ersetzen, durch das Staaten, verstanden als kollektive Akteure gekennzeichnet sind, damit die normative Ebene meiner Überlegung zu meiner „politischen“ Intention passt.

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