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Sozialgeschichte der Arbeiterbewegung in Südwestsachsen zwischen Vormärz und Jahrhundertwende (1845-1905)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 355579263
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Unsere Studie der Genese der südwestsächischen Arbeiterbewegung zwischen Vormärz und Jahrhundertwende hat ein verblüffend hohes Maß von Kontinuität grundlegender Zielvorstellungen, programmatischer und organisatorischer Ausformungen dieser Bewegung über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg zutage gefördert. Dabei erscheint ihr programmatisch-organisatorisches Profil von Anfang an von dem gleichzeitigen Nebeneinander revolutionärer Zukunftsvisionen eines grundlegenden verfassungspolitischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels einerseits und gegenwartsbezogener Konzepte gewerkschaftlicher Interessenvertretung, genossenschaftlicher Selbsthilfe und sozialstaatlicher Reform andererseits bestimmt. Wechselnde institutionelle Formen und Ausprägungen der südwestsächsischen Arbeiterbewegung im Untersuchungszeitraum können dabei nur bis zu einem gewissen Grad an den Folgen des industriellen Wandels der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts festgemacht werden. Bedeutsamer erscheinen vielmehr die vom vordemokratischen Obrigkeitsstaat gesetzten rechtlichen Rahmenbedingungen und deren Implementierung: Immer dann, wenn der Staat den Raum für die Entfaltung assoziativer Selbstorganisation freigab, schossen in den Städten und Industriedörfern Südwestsachsens Partei- und Wahlvereine, Gewerkschaften, wirtschaftliche Genossenschaften, Bildungsvereine und Unterstützungskassen wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden. Die bemerkenswerte programmatische Kontinuität hing wohl nicht zuletzt auch damit zusammen, dass die südwestsächsische Arbeiterbewegung trotz organisatorischer Stärke und großem Wählerzuspruch ihre Forderungen und Ziele weder im politischen Raum noch in der Sphäre der industriell-gewerblichen Arbeitsbeziehungen auch nur annähernd durchsetzen konnte. Was am Beginn des Untersuchungszeitraum in greifbare Nähe gerückt schien – eine freiheitlich-demokratische Verfassung, eine auf egalitären Partizipationsrechten gründende kommunale Selbstverwaltung, ein System paritätischen Interessenausgleichs industriell-gewerblicher Arbeitsbeziehungen – war an dessen Ende immer noch weit von einer Verwirklichung entfernt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Das „rote Königreich“.Der sozialdemokratische Weg in die sächsische Fabrikgesellschaft, in : Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen, hrsg. von Thomas Spring für das Deutsche Hygiene - Museum Dresden, Dresden 2020, S.154 – 166
    Boch, Rudolf
 
 

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