Detailseite
Projekt Druckansicht

Verflochtene Revolutionen. Der russische Faktor in der jungtürkischen Bewegung

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 356256354
 
Im Rahmen des Projekts "Transottomanica", das transkontinentale Mobilitätsdynamiken als Forschungsdesiderat beschreibt, soll das Projekt "Verflochtene Revolutionen. Der russische Faktor in der jungtürkischen Bewegung" einen Beitrag zur osmanisch-russischen Verflechtungsgeschichte leisten. Der Fokus ist dabei vor allem auf die im SPP "Transottomanica" benannten Teilaspekte "Mobile Akteure" und Wissenszirkulation" bzw. Ideenzirkulation gerichtet. Das Fallbeispiel, das behandelt werden soll, sind die Protagonisten der jungtürkischen Bewegung im Osmanischen Reich, also der ethnisch, sozial und religiös breit gefächerten Oppositionsbewegung gegen den autokratischen Sultan Abdülhamid II. (reg. 1876-1909), die 1908 die Wiedereinsetzung der zuvor 30 Jahre lang suspendierten osmanischen Verfassung erzwang. Von diesen Jungtürken - Tataren und Armeniern - stammten etliche der führenden Köpfe aus dem Kaukasus bzw. Transkaukasus, von der Krim oder aus der Volga-Ural-Region und waren diesseits und jenseits der Grenze als Journalisten und Revolutionäre aktiv. Das Projekt untersucht, wie sich der russische Bildungs- und Erfahrungshintergrund dieser Akteure auf ihr Denken und Handeln im Osmanischen Reich ausgewirkt hat, welche Hoffnungen und Erwartungen sie angesichts ihres russischen Hintergrundes mit dem Osmanischen Reich verbanden und welche Impulse sie aus dem Osmanischen Reich wieder in ihre russisch beherrschten Herkunftsregionen zurückbrachten. Diese übergeordnete Fragestellung soll in vier Aspekte aufgefächert werden: Erstens, die transimperialen - und überdies auch auf das europäische und nordafrikanische Exil ausgeweiteten - Netzwerke der armenischen und tatarischen Akteure sowie ihre Mobilität im russisch-osmanischen Grenzraum. Zweitens, mit Blick auf die Ideengeschichte, die Bedeutung ihrer russischen Herkunft, ihrer persönlichen Kontakte, Lektüren, Bildung, Erfahrungen und Ereignisse für ihre politischen Entwürfe und Prioritätensetzungen sowie ihren geographischen Bezugsrahmen - auch im Vergleich zu ihren aus dem Osmanischen Reich stammenden Mitstreitern. Drittens, in Bezug auf die politische Praxis, mögliche Anlehnungen an russische Modelle in der Organisation, im Stil oder in der Selbstdarstellung sowie die Interaktionen und Bezugnahmen zwischen den unterschiedlichen Gruppen (osmanischen bzw. russischen Türken / Tataren und osmanischen bzw. russischen Armeniern).Viertens, die Auswirkung der Erfahrungen und Begegnungen im Osmanischen Reich auf die Vorstellungen und Aktivitäten der Pendler bzw. Rückkehrer ins Russische Reich. Als Quellenbasis der Untersuchung dienen in erster Linie die Texte der Protagonisten selbst: ihre Selbstzeugnisse sowie die von ihnen gegründeten bzw. geleiteten Zeitungen in russischer, osmanischen, armenischer, tatarischer, azerischer und französischer Sprache.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung