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Die muslimische Moderne als lokale und translokale Praxis. Transimperiale Verflechtungen von Modernisierungsdiskursen zwischen Russland, der Habsburgermonarchie und dem Osmanischen Reich.

Antragsteller Dr. Dennis Dierks
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 356316673
 
Ziel des Projektes ist eine Untersuchung von Modernisierungsdiskursen bosnisch-muslimischer und krimtatarischer Intellektueller im Zeitraum von den 1880er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg. Erstmals sollen ihre Reformprojekte in ihrer mehrdimensionalen kommunikativen Verflochtenheit innerhalb der Transottomanica analysiert werden. Die Transottomanica wird dabei als ein Ort verdichteter Kommunikationszusammenhänge begriffen, die unterschiedliche Formen der Wissenszirkulation implizierten. Untersucht werden sollen dabei nicht nur Ideentransfers vom intellektuellen Zentrum der Transottomanica, sondern auch zwischen den transosmanischen Peripherien Krim und Bosnien, die durch eine Reihe struktureller Gemeinsamkeiten geprägt waren, zwischen denen es aber auch unterschiedlicher Formen direkten und indirekten intellektuellen Austauschs gab. Wo keine explizit als solche markierten Übernahmen stattfanden, sollen Transferwege mittels eines begriffsgeschichtlichen Instrumentariums rekonstruiert werden. Hier spielen überdies auch symbolische Bezugnahmen eine Rolle, etwa durch die Repräsentation anderer muslimischer Gemeinschaften innerhalb der Transottomanica als Positivbeispiele, aber auch auf die alte imperiale Metropole Istanbul und den dort residierende Sultan-Kalifen als Integrationsfigur. Eine ebenso große Rolle spielt dabei das Ausbleiben solcher Bezüge. In diesem Zusammenhang wird auch danach zu fragen sein, wo von den panislamische Gemeinsamkeiten markiert und wo lokale Besonderheiten betont werden. Hinsichtlich der Intensität und des Charakters der Reformdebatten lassen sich zwei Phasen unterscheiden: Während vor 1905/08, in der aufgrund einer rigorosen Zensur sich kaum lebhafte Diskussionen entfalten konnten, kam in dem Zeitraum danach zu einer merklichen Intensivierung der Debatten. Die Reformdiskurse sollen deshalb für diese beiden Zeitabschnitte unterschiedlich untersucht werden. In der Zeit vor 1905/08 sollen vor allen Dingen die großen Linien der Debatte herausgearbeitet werden, für die Zeit danach wird die Frage danach gestellt, wie bestimmte, für die Muslime in der Transottomanica insgesamt bedeutsame Ereignisse in der Presse diskutiert und welche Entwürfe von gesellschaftlichem Zusammenleben und Zukunftsgestaltung hier diskutiert wurden. Für beide Zeitabschnitte wird danach zu fragen sein, wie translokal verhandelte Konzepte aneignet wurden, wie sie also in lokale Kontexte übersetzt wurden. Diese Frage wird noch einmal in einem abschließenden Kapitel aufgegriffen, das an lokale Kontexte angepasste Reformerzählungen und ihre Repräsentationen untersucht. Die diskursive Erzeugung der muslimischen Moderne soll somit als ein von translokalen Kommunikationsprozessen Transferprozessen und Kommunikationsprozessen und der lokalen Anpassung ihrer Leitideen interpretiert werden. Damit soll ein Beitrag zu einer Neudeutung der muslimischen Reformbewegungen vor dem Ersten Weltkrieg geleistet werden.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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