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Grenze als Schlüsselkonzept für Konstruktionen soziokultureller Differenz im (trans)osmanischen Kontext: Wissenszirkulation, Begriffswandel und Transferprozesse im 16.-19. Jahrhundert.
Antragsteller
Professor Dr. Christoph Herzog
Fachliche Zuordnung
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Asienbezogene Wissenschaften
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Asienbezogene Wissenschaften
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 356463871
Untersuchungsgegenstand des hier vorgeschlagenen Projekts sind osmanische Vorstellungen von soziokulturellen Grenzen. Wir verstehen Semantiken und Praktiken, die bei der Konstruktion von soziokultureller Differenz zum Einsatz kommen, als Wissensbestände, in denen sich epistemische Verflechtungen niederschlagen. Diese Verflechtungen werden fassbar, wenn es gelingt, die Bewegungen der Denkfigur der Grenze in Raum, Zeit und zwischen unterschiedlichen sozialen und kulturellen Kontexten nachzuvollziehen. So erschließt sich ein spezifischer, über die territorialen Grenzen des osmanischen Reiches hinausweisender Interaktionszusammenhang, der im Rahmen des Projekts skizziert werden soll. In Beschreibungen von soziokultureller Differenz sowie in Prozessen der Grenzziehung und Grenzüberschreitungen im osmanischen Kontext wird ein komplexes semantisches Feld sichtbar. Dieses Feld wird im Rahmen des Projektes vor dem Hintergrund begriffsgeschichtlicher Methodik dokumentiert und analysiert. Wir begreifen osmanische Grenzvorstellungen dabei als komplexe Denkfiguren mit eigenen Genealogien und Werdegängen. Das Projekt vollzieht daher diachronen Wandel von Begrifflichkeiten und Bedeutungen nach, registriert Übersetzungsstrategien, Adaptionen und Aneignungen von relevanten Konzepten und dokumentiert Unterschiede zwischen verschiedenen Genres und Registern des osmanischen Sprachgebrauchs. Auf Grundlage dieser differenzierten Datenbasis werden Überlegungen zu Verläufen und Mechanismen von Prozessen des Bedeutungswandels innerhalb osmanischer Grenzsemantiken angestellt. Ausgangspunkt sind dabei zwei Kernhypothesen. Erstens: Osmanische Grenzsemantiken unterliegen Wandlungsprozessen, die möglicherweise mit weiterreichenden Transformationsprozessen innerhalb der osmanischen Gesellschaft in Verbindung stehen. Beispielhaft lassen sich daher aus der Untersuchung von Grenzsemantiken Aussagen zu Innovation und Transformation innerhalb der osmanischen Gesellschaft treffen. Zweitens, Osmanische Semantiken im Bereich soziokultureller Differenz existieren nicht im leeren Raum, sondern sind Produkte anhaltender Austausch- und Transferprozesse, die es im transosmanischen Interaktionszusammenhang nachzuvollziehen gilt. Zu den weiteren Zielsetzungen des Projektes gehört darüber hinaus die Einordnung des Konzepts der Grenze und damit verbundener osmanischer Begrifflichkeiten in die theoretische und methodische Diskussion um eine Adaption der Begriffsgeschichte für den osmanischen Kontext.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme