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Wenn virtueller Kontakt ausreicht: Der Einfluss von Facebook auf den Umgang mit sozialer Exklusion

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 356849683
 
Soziale Online-Netzwerke wie Facebook prägen zunehmend das soziale Leben vieler Menschen, u.a. weil sie das Zugehörigkeitsbedürfnis erfüllen können. In dem Projekt untersuchen wir, unter welchen Bedingungen und wie sich Reaktionen auf sozialen Ausschluss (Exklusion) durch Facebook verändern. Das Prinzip unseres experimentellen Ansatzes besteht darin, durch eine beiläufige Darbietung eines Facebook-Icons (vs. eines vergleichbaren anderen Icons) Gedanken an Facebook zu aktivieren und den Effekt dieser Gedankenaktivierung (Priming) auf den Umgang mit Exklusion zu erfassen. In den Kontrollbedingungen unserer Vorarbeiten waren das Zugehörigkeitsbedürfnis und das Interesse an neuen sozialen Kontakten (Reaffiliationsinteresse) nach einer Exklusionserfahrung erhöht. Diese kompensatorischen Reaktionen waren nach Priming mit dem Facebook-Icon deutlich verringert. Das Projekt soll den Geltungsbereich dieses Effekts ausloten (Ziel 1) und neue Erkenntnisse über die zugrunde liegenden Prozesse liefern (Ziel 2). Zur Erreichung von Ziel 1 wird zunächst untersucht, ob der Effekt des Facebook-Primings auch bei einer realen Exklusionserfahrung (im Unterschied zu virtueller Exklusion wie in den Vorarbeiten) auftritt (Experiment 1). Zudem wird erforscht, ob der Effekt nach Priming mit dem Icon eines sozialen Messenger-Dienstes (WhatsApp) bzw. eines professionellen Netzwerks (LinkedIn) und für eine weitere typische Reaktion auf Exklusion (Aggression) zu finden ist (Experiment 2). In Experiment 3 wird geprüft, ob die Effekte einer starken (vs. schwachen) Ausschlusserfahrung eher durch die Erinnerung an enge (vs. weniger enge) Beziehungen gemildert werden. In den weiteren Studien steht die Analyse zugrunde liegender Prozesse im Mittelpunkt (Ziel 2). Die beiläufige Wahrnehmung des Facebook-Icons könnte Gedanken an Freunde aktivieren, die bei der Kompensation des bedrohten Zugehörig¬keitsbedürfnisses helfen (Prozess 1). Durch das Facebook-Priming könnte auch die Möglichkeit salient werden, mithilfe von Facebook umgehend Freunde kontaktieren und damit die aktuelle Bedrohung des Zugehörigkeits¬gefühls kompensieren zu können (Prozess 2). Diese Prozesse werden in Experiment 4 gemessen und in den Experimenten 5 und 6 separat manipuliert. Die Kombination von Messung und experimenteller Variation (causal chain-Design) erlaubt eine Analyse der Mediation durch diese Prozesse. In allen Studien wird die Rolle interindividuell variierender Moderatorvariablen (horizontal-kollektivistische Orientierung, Art der Facebook-Nutzung, Valenz Facebook-bezogener Erfahrungen) exploriert. Das Projekt hat neben der grundlagenwissenschaftlichen eine große praktische Relevanz. Denn das Verständnis der Einflüsse von Facebook, insbesondere des allgegenwärtigen Icons (des blauen "f"), auf soziales Erleben und Verhalten ist eine Voraussetzung für einen umsichtigen Umgang mit sozialen Online-Netzwerken. Dies soll der Öffentlichkeit durch einen Workshop und eine Podiumsdiskussion vermittelt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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