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An der Kanongrenze: Die Pseudepigraphie des Ersten Timotheusbriefes im intertextuellen Kontext
Antragsteller
Professor Dr. K. Matthias Schmidt
Fachliche Zuordnung
Katholische Theologie
Evangelische Theologie
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 360209447
Mit dem Projekt wird das Ziel verfolgt, die Pseuedpigraphie des Ersten Timotheusbriefes hinsichtlich ihrer Textpragmatik zu untersuchen. Erstmalig fußt diese Analyse auf Basis jüngerer Studien zu den Pastoralbriefen auf dem Ergebnis, dass das Schreiben am besten als eigenständiger, in sich abgeschlossener pseudepigraphischer Text verstanden wird. Bisherige Studien zur Pseudepigraphie des neutestamentlichen Briefes hatten diesen in der Regel als Teil eines zusammenhängenden Corpus Pastorale aufgefasst, in dem der Erste Timotheusbrief mit den beiden anderen Pastoralbriefen (2 Tim und Tit) eine literarische Einheit bildet. Für die Analyse der Textpragmatik des Ersten Timotheusbriefes ist insbesondere die Frage von Interesse, ob das Schreiben als Täuschung oder als transparente Fiktion konzipiert wurde. Um diese Frage zu beantworten ist es unerlässlich, die intertextuellen Bezüge des Ersten Timotheusbriefes zu vorausliegenden frühchristlichen Texten zu analysieren. Dabei ist das in neutestamentlicher Zeit facettenreiche Phänomen der Pseudepgraphie mit der Pragmatik des Ersten Timotheusbrief abzugleichen.Die verschiedenen Abhängigkeitsverhältnisse bestimmen auch die chronologische Einordnung des Textes innerhalb der frühchristlichen Schriften. Das Projekt wird den Ersten Timotheusbrief entgegen der bisher weit überwiegenden Forschungsmeinung mutmaßlich als jüngstes Schreiben des neutestamentlichen Kanons bestimmen können, das Mitte des zweiten Jahrhunderts in eine Kontroverse um die richtige Gemeindestruktur hineinspricht und dabei in einer kreativen Auseinandersetzung mit vorausgliegenden Entwürfen steht. Das zeigt sich insbesondere beim Blick auf die Anweisungen für unterschiedliche Personengruppen. Diese Anweisungen setzen den Polykarpbrief möglicherweise bereits voraus. Der Erste Timotheus stünde dann auch an einer Schnittstelle zur außerkanonischen Literatur. Bisherige Lösungsansätze konnten die Pragmatik des pseudepigraphischen Ersten Timotheusbriefes nicht angemessen erfassen, weil sie die intertextuellen Abhängigkeitsverhältnisse nicht richtig bestimmten, indem sie den Brief entweder als Teil eines größeren Corpus Pastorale auffassten oder die Briefe des Corpus Pastorale zu früh datierten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen