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Körperverletzung im Amt durch Polizeibeamte: Viktimisierungsprozesse, Anzeigeverhalten, Dunkelfeldstruktur

Fachliche Zuordnung Kriminologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 361231439
 
Körperverletzung im Amt durch Polizeibeamte ist bislang kaum empirisch untersucht, obwohl das Thema zunehmend die öffentliche Debatte beschäftigt. Insbesondere zum Dunkelfeld und zu viktimologischen, also die Opferwerdung betreffenden Aspekten liegen praktisch keine Erkenntnisse vor, aber auch die Dynamik der Konfliktsituationen und ihrer Aufarbeitung ist unzulänglich erforscht. Vor diesem Hintergrund soll die geplante Studie erstmalig rechtswidrige polizeiliche Gewaltanwendung systematisch aus Perspektive der Opfer und im Kontext des polizeilichen Bearbeitungsprozesses untersuchen. Im Fokus stehen dabei Viktimisierungsprozesse, Anzeigeverhalten, polizeilicher Umgang und Dunkelfeldstruktur, die mit einer quantitativen Opferbefragung und qualitativen Experteninterviews untersucht werden sollen.Das Forschungsprojekt hat drei zentrale Ziele. Erstens sollen Viktimisierungserfahrungen mit rechtswidriger polizeilicher Gewaltausübung erfasst und analysiert werden. Im Zentrum dessen stehen die Fragen, welche Personen in welchen Situationen Opfer werden und wie diese Konfliktsituationen ausgestaltet sind. Zweitens wird das diesbezügliche Anzeigeverhalten der Betroffenen untersucht. Hier ist zu analysieren, wie häufig Anzeige erstattet wird, welche Faktoren die Entscheidung für oder gegen eine Anzeigeerstattung beeinflussen und ob sich insofern Besonderheiten für bestimmte Personengruppen zeigen. Drittens sollen Erkenntnisse über Umfang und Struktur des Dunkelfeldes bei Körperverletzungsdelikten im Amt durch Polizeibeamte gewonnen werden. In diesem Kontext ist auch das Verhältnis von Hell- und Dunkelfeld von besonderem Interesse, das Aufschluss über den tatsächlichen Umfang rechtswidriger polizeilicher Gewaltausübung ermöglicht.Die Studie besteht aus zwei aufeinander aufbauenden methodischen Komponenten und ist auf 24 Monate angelegt. Kernstück ist eine quantitative Opferbefragung mit mindestens 700 Betroffenen, die wahlweise telefonisch oder online zu ihren Erfahrungen mit rechtswidriger Gewaltanwendung durch Polizeibeamte sowie zu dem diesbezüglichen Anzeigeverhalten befragt werden. Die herbei gewonnenen Erkenntnisse werden dann in einem zweiten Schritt in etwa 75 Experteninterviews mit Polizeibeamten und -ausbildern, Beratern von Opferbetreuungsstellen, Journalisten sowie Richtern, Staatsanwälten und spezialisierten Anwälten systematisch vertieft.Die zu erwartenden Ergebnisse der Studie ermöglichen empirisch fundierte Aussagen über Fehlverhalten bei polizeilicher Gewaltausübung und liefern erstmals differenzierte und belastbare Daten zu Viktimisierungsrisiken, Aufarbeitung, Dunkelfeld und Anzeigeverhalten in diesem Deliktsbereich. Angesichts der Besonderheiten des Bereiches sind die Befunde zugleich auch für die allgemeine Forschung zu Dunkelfeld und Anzeigeverhalten von höchstem Interesse.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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