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Auswirkungen lokaler Politikmaßnahmen unter Berücksichtigung regionaler und politischer spill-over Effekte
Antragsteller
Professor Dr. Sebastian Siegloch
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung von 2017 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 361846460
Viele ökonomische Entscheidungen haben eine regionale Komponente. Bei der Wohn- und Arbeitsort-Entscheidung von Individuen spielen Faktoren wie das lokale Lohnniveau, die Pendeldistanz und die Lebensqualität einer Region eine Rolle. Viele dieser Faktoren sind wiederum beeinflusst von Entscheidungen der Lokalpolitik, insbesondere in Ländern mit einem föderalen System. Hier setzen lokale Regierungen eigene Steuersätze oder entscheiden über Investitionen in die Infrastruktur, um die Attraktivität der Kommune zu erhöhen. Ein weiteres wichtiges politisches Instrument in föderalen Systemen sind Regionalsubventionen, die einen erheblichen Einfluss auf die Attraktivität einer Region haben können. Die Literatur hat sich bisher vornehmlich mit den direkten Effekten solch lokaler Politikmaßnahmen auf die betroffene Region befasst. Gleichzeitig ist jedoch bekannt, dass sich Regionen im ökonomischen Wettbewerb miteinander befinden und strategisch auf die Entscheidungen der Nachbarn reagieren. Folglich ist es wahrscheinlich, dass Politikmaßnahmen, die in einer Region verabschiedet werden oder auf eine Region abzielen, indirekte Auswirkungen auf andere, vermeintlich unbeteiligte Nachbarregionen haben. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel dieses Forschungsprojektes die regionalen und politischen spill-over Effekte von lokalen Politikmaßnahmen empirisch zu quantifizieren. Dafür werden die institutionellen Rahmenbedingungen in Deutschland genutzt, wo mehr als 11,000 Gemeinden wichtige fiskalische Entscheidungen über Steuern und Ausgaben eigenständig treffen können. Der erste Teil des Projektes beschäftigt sich mit der Mobilität von Individuen, die eine Grundvoraussetzung für regionale spill-over Effekte darstellt. Ausgehend von Variation in Gewerbesteuer-Hebesätzen deutscher Gemeinden und dem damit einhergehend Druck auf Arbeitslöhne wird untersucht, inwieweit der Lohndruck die Entscheidung des Wohn- und Arbeitsortes von Arbeitnehmern beeinflusst. In einem zweiten Teil befasst sich das Projekt mit Regionalsubventionen, die einen regionalen spill-over Effekt in nicht geförderten, aber in Wettbewerb stehenden Regionen auslösen sollten. Dieser Mechanismus wird anhand von zwei deutschen regionalen Förderprogrammen überprüft: (i) der Zonenrandgebietsförderung westdeutscher Gemeinden nahe der innerdeutschen Grenze in den 1970er und 1980er Jahren; und (ii) der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur, die nach der Wiedervereinigung zum Aufbau Ost beitragen sollte. In einem letzten Teil beschäftigt sich das Projekt mit den spezifischen spill-over Effekten, die durch den kommunalen Steuerwettbewerb getrieben sind. Hier soll die Literatur des Steuerwettbewerbs realitätsnäher werden, als dass lokale Regierungen über zwei Steuerinstrumente verfügen. Die theoretischen Vorhersagen des Modells werden anschließend an deutschen Gemeinden getestet, die sowohl über die Gewerbesteuer als auch über die Grundsteuer entscheiden können.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
USA