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Formen der Praxis, Formen des Wissens: Methode, Notation und die Dynamik der Perspektiven in den Lebenswissenschaften
Antragsteller
Dr. Robert Meunier
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Wissenschaftsgeschichte
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 362545428
Wissenschaftliche Praxis hat sich als zentrales Thema der Wissenschaftsforschung etabliert. Ziel des Projektes ist es, ein neues Modell wissenschaftlicher Forschungsprozesse zu entwickeln, das kognitive, semiotische und soziale Aspekte wissenschaftlicher Praxis verbindet. Dieses Modell dient dann dazu, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Forschungsprogrammen in den Lebenswissenschaften herauszuarbeiten. Auf diese Weise lässt sich die Pluralität der Perspektiven auf biologische Phänomene beschreiben. Zudem ermöglicht das Modell die dynamischen Verhältnisse zwischen Forschungsprogrammen - etwa Diversifizierung, Kontroversen, Kollaboration oder Integration - zu erklären. Das Modell soll die Rolle von epistemischem Wissen in der wissenschaftlichen Praxis erläutern, also von Wissen darüber, wie empirisches Wissen zu erlangen ist. Es gibt vier Arten von epistemischem Wissen: Wissen über die Formen, die Wissen annehmen kann (Wissensschemata); 2) Wissen darüber, wie man Wissen einer bestimmten Form erzeugt (methodologische Schemata); 3) Wissen darüber, wie man die erforderliche Arbeit durch materielle Infrastrukturen, soziale Regeln und Institutionen organisiert (Organisationsschemata); 4) Wissen über Notationsformate, die zur Verfügung stehen, um Wissen bestimmter Form zu repräsentieren (Notationsschemata). Das Modell zeigt, wie epistemisches Wissen drei Arten von Aktivitäten anleitet, die in der Wissenserzeugung eine Rolle spielen: 1) Forschungsaktivitäten (Beobachtung, Experiment); 2) Aktivitäten der Etablierung von Infrastrukturen und Institutionen; 3) Aktivitäten der Erstellung von Repräsentationen. Im Rahmen des Modells soll eine integrative Theorie der Rolle von Handlungen und Repräsentationen in der Wissensgenese entwickelt werden, die erklärt wie wissenschaftliche Fakten in diesen Zusammenhängen hervorgehoben werden. Dieser Ansatz unterscheidet sich von anderen, welche die Diversität wissenschaftlicher Praxis betonen und sich auf bestimmte Teilaspekte konzentrieren. Das Projekt leistet einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Feldes, indem es die durch eine solche Fokussierung hervorgerufene Spezialisierung in der Philosophie der wissenschaftlichen Praxis durch eine integrative Sichtweise komplementiert. Es geht nicht darum, den Gedanken einer Einheitswissenschaft wiederzubeleben, sondern, im Gegenteil, darum gemeinsame Dimensionen von Forschungsprogrammen zu identifizieren, entlang derer sie sich unterscheiden. Dies macht sie vergleichbar und erlaubt es die dynamischen Verhältnisse zwischen ihnen zu analysieren. Ein Strang des Projekts widmet sich der Entwicklung des Modells. Ein zweiter Forschungsstrang besteht aus zwei Fallstudien aus der Entwicklungsbiologie und der Phylogenetik im langen 20. Jahrhundert. Während die Fallstudien die empirische Grundlage für die Entwicklung des Modells bilden, richten sie sich auch auf besonders relevante Entwicklungen in den Lebenswissenschaften, deren Untersuchung von dem Modell profitiert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen