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Der Aufstieg von Landwirtschaft zur "Alternativen Anlageklasse": Globale Geographien finanzieller Ökonomisierung

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 363300598
 
Im Zuge der Finanz- und Nahrungsmittelpreiskrise 2007/2008 sind Finanzinvestitionen in Agrarland und landwirtschaftliche Produktionskomplexe stark angestiegen und Finanzkapital wird oft als einer der Treiber des globalen Ansturms auf Agrarland bezeichnet. Die Subprime-Krise von 2008 erzeugte eine große Unsicherheit unter Finanzmarktakteuren. Investoren waren plötzlich auf der Suche nach neuen alternativen Anlageklassen, die risikoärmere und stabilere Erträge versprachen als etablierte Anlageklasse wie Anleihen, Aktien oder Immobilien. Dementsprechend haben Finanzinvestoren in den letzten Jahren Landwirtschaft als alternative Anlageklasse angepriesen. Eine steigende Weltbevölkerung, sich wandelnde Ernährungsgewohnheiten in sog. emerging markets, eine steigende Nachfrage nach Anbauflächen für Agrarkraftstoffe und CO2-Senken im Kontext von peak oil und Klimawandel, das begrenzte Angebot von Agrarland sowie stagnierende oder sinkende Erträge in Kernproduktionsräumen schienen die Agraranlageklasse zu einer sicheren Bank zu machen. Es gibt eine wachsende Literatur, die sich mit der finanzmarktgetriebenen Landnahme auseinandersetzt. Diese hat erste Einsichten geliefert, wie unterschiedliche Finanzinvestoren (z.B. Staatsfonds, Private Equity Fonds, Versicherungen, Kapitalanlagegesellschaften) sich landwirtschaftliche Flächen und Produktionskomplexe aneignen. Dieser Prozess beinhaltet eine Reihe unterschiedlicher Investitionsmodi, durch die Agrarland oder Anteile an landwirtschaftlichen Produktionskomplexen in handelbare finanzielle Produkte übersetzt werden. Gleichzeitig weist die existierende Literatur aufgrund bestimmter analytischer, empirischer und methodologischer Restriktionen aber zahlreiche Forschungslücken auf, die das beantrage Projekt schließen möchte. In Auseinandersetzung mit Ansätzen der geographies of money and finance, social studies of finance, sociology/social studies of markets und new economic geography und anthropology of resources, will das beantragte Projekt a) die globale Evolution und sektorale Architektur der Agraranlageklasse; b) die Mikrostrukturen ausgewählter Investitionsnetzwerke und deren Funktionsweise in ganz konkreten geographischen, ökonomischen und politisch-institutionellen Kontexten; c) die Organisation der landwirtschaftlichen Produktion in einem sozialen Feld, in dem die Ansprüche von Investoren auf die lokaler und nationaler Stakeholder treffen, erforschen. Tansania und Neuseeland werden als Fallstudien zur Beantwortung der Fragen b) und c) dienen. Insgesamt will das geplante Projekt die in der Wirtschaftsgeographie und ihren Nachbardisziplinen geführte Debatte um die zunehmende Verquickung von Finanzmärkten mit ressourcen-basierten ökonomischen Aktivitäten bereichern. Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik werden von einer solchen rekonstruktiven Analyse profitieren, da gerade die globale Finanzkrise zeigte, wie wichtig es ist, die alltäglichen Mechanismen von Finanzmärkten zu verstehen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Tansania
Kooperationspartner Mangasini Atanasi Katundu, Ph.D.
 
 

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