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Torfe, Kolluvien und Böden als Archive zur Rekonstruktion der Paläoumwelt im Regensburger Altsiedelland (Burgweinting, Stadt Regensburg)

Antragstellerin Dr. Alexandra Raab
Fachliche Zuordnung Physische Geographie
Förderung Förderung von 2007 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 36431908
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In der Siedlungskammer Burgweinting, am südwestlichen Stadtrand Regensburgs (Bayern), belegen langjährige archäologische Ausgrabungen eine nahezu durchgehende Besiedlung seit dem Neolithikum und liefern eine vollständige Dokumentation der Siedlungsphasen. Als besonders intensive Siedlungsphasen sind die Urnenfelderzeit und die Römischer Kaiserzeit zu nennen. In direkter Nähe zur Flächengrabung, ca. 500-1000 m südwestlich, befindet sich ein Niedermoor am Islinger Mühlbach, das als Geoarchiv genutzt wurde. Die Lage der Niedermoores inmitten einer Altiedellandschaft, zusammen mit der sehr gut bekannten Vor- und Frühgeschichte, bieten eine ideale Konstellation für die Rekonstruktion der Landschaft und des anthropogenen Einflusses während (prä-)historischer Siedlungsphasen. Im Rahmen des Projektes wurde verschiedenen Aspekten der Umweltgeschichte nachgegangen, wie der Genese und Entwicklung des Niedermoores und der Feuergeschichte in der Siedlungskammer Burgweinting. Ein weiterer, eher methodisch basierter Aspekt war die Untersuchung zur Verwendung des Humifizierungsgrades von Niedermoortorfen als Klimaparameter. Neben den moorbasierten Studien wurden mittels eines Geographischen Informationssystems (GIS) Landnutzungsmodelle für zwei ausgewählte Siedlungsphasen erarbeitet. Da das Niedermoor einen wesentlichen Landschaftsbestandteil auch während (prä-)historischer Siedlungsphasen darstellt, wurden die Moorgenese und -entwicklung untersucht. Mittels Stechsondierungen wurden die Größe der Vermoorung sowie der stratigraphische Aufbau der Torfe erfasst. Drei lange Torfprofile aus dem Zentrum und drei Torf-/Kolluviensequenzen wurden aus dem Randbereich erbohrt und stratigraphisch, chronologisch, geochemisch und botanisch analysiert. Die Untersuchungen zeigten, dass die Bohrkerne sich ergänzende Informationen liefern. Jedoch fehlen für die Siedlungsphasen ab der Früh-Bronzezeit geeignete Torfe, um das Siedlungsumfeld hochauflösend zu rekonstruieren, da wahrscheinlich wegen der Anlage von Drainagegräben diese Torfe vererdet sind. Die Feuergeschichte in der Siedlungskammer Burgweinting wurde mittels microscopic charcoal- Analyse rekonstruiert. Damit liegt für den Raum der erste Langzeitdatensatz vor. Die Feuergeschichte ist ein wesentlicher Aspekt bei der Untersuchung des anthropogenen Einflusses auf die Landschaft. Die Ergebnisse der microscopic charcoal-Analyse belegen eine nahezu kontinuierliche, aber wechselhafte Feuergeschichte im Untersuchungsgebiet. Darüber hinaus zeigen die Analysen, dass Feuer in der Siedlungskammer Burgweinting eine wichtige Rolle spielte und dass sehr wahrscheinlich bereits mesolithische Jäger und Sammler ganz bewusst Feuer einsetzten. Als weiterer Aspekt wurde der Zusammenhang zwischen dem Humifizierungsgrad und der Torfzusammensetzung untersucht. Der Humifizierungsgrad, meist von Hochmoortorfen, wird häufig als Parameter für die Veränderung hydrologischer Verhältnisse verwendet. Aufgrund eigener geochemischer Untersuchungen sowie botanischer Großrestanalysen eines Torfprofiles ist die Verwendung des Humifizierungsgrad als Klimaproxy bei Niedermoortorfen als eher ungeeignet zu bewerten, kann aber für stratigraphische Untersuchungen ein nützlicher Parameter sein. Schließlich wurden für die Siedlungskammer Burgweinting Landnutzungsmodelle für die Urnenfelderzeit und die Römische Kaiserzeit, zwei besonders intensive Siedlungsphasen, mittel eines GIS rekonstruiert. Die Modelle basieren auf vorhandenem Daten- und Kartenmaterial (Geologie, Böden, Relief, potentielle natürliche Vegetation) und archäologischen Befundkarten. Zusätzlich wurden Informationen aus Literaturquellen einbezogen. Die Modelle wurden so angelegt, dass sie jederzeit für eine Datenerweiterung offen sind.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2008): Rekonstruktion der Paläoumwelt am Beispiel der Siedlungskammer von Burgweinting, Stadt Regensburg. In: Schauer, P. (Hrsg.): Festgabe 40 Jahre Lehrstuhl Vor- und Frühgeschichte der Universität Regensburg. - Regensburger Beiträge zur Prähistorischen Archäologie, 20: 367-393
    Raab, A., Kunz, S. & W. Brützke
  • (2011): Reconstruction of the fire history in the Siedlungskammer Burgweinting (Bavaria, Germany) in relation to settlement and environmental history. In: Wilson, L. (Ed.), Human Interactions with the Geosphere: The Geoarchaeologcial Perspective. The Geological Society, London, 352: 137-161
    Raab, A., Brützke, W., Christophel, D., Völkel, J. & T. Raab
 
 

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