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Spannungstransfer und quartäre Bruchprozesse in nördlichen Alpenvorland

Fachliche Zuordnung Physik des Erdkörpers
Paläontologie
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 365245717
 
Wir schlagen vor, die Beziehung zwischen Seismizität und Bruchverhalten der größeren Verwerfungen im nördlichen Alpenvorland zu untersuchen. Hierfür wollen wir interdisziplinär seismologische Methoden (genaue und präzise Bestimmung von Hypozentren, Herdflächenlösungen und Spannungsabschätzung) und neotektonische Methoden (Fernerkundung, oberflächennahe Geophysik und geologische Feldstudien) anwenden. Obwohl in den Alpen und deren Vorlandbereichen in der Vergangenheit vermutlich starke seismische Ereignisse stattgefunden haben, ist aus historischer Seismizität nur ein Erdbeben mit Mw ca. 6.9 nahe des Oberrheingrabens bekannt. Allerdings sind dessen genaues Epizentrum und die verursachende Verwerfung nicht bekannt. Nur im Wiener Becken gibt es sichere Hinwiese für Erdbeben mit M~7 aus der Paläoseismologie. Die fehlende Übereinstimmung von Erdbebenaktivität, (Oberflächen-) Versätzen während stärkeren Erdbeben und tektonischer Morphologie im nördlichen Alpenvorland ist nicht verstanden. Weitere Einflüsse können z.B. aus nacheiszeitlichen Hebungen, einer Sedimentlast, Spannungskopplungen etc. resultieren, sie sind aber quantitativ nicht ausreichend bekannt.Wir fokussieren unsere Untersuchungen während der ersten Laufzeit des Schwerpunktprogramms auf drei Gebiete: die Albstadt-Scherzone (ASZ), das Molasse Becken (MB) und die südliche Hälfte des Oberrheingrabens. Mit hochauflösenden Seismizitätsstudien (Hypozentren, Verwerfungsflächen, Spannungen) werden die Auswirkungen von Erdbeben auf die Erdoberfläche und die Verschiebungsraten über lange Zeiträume bestimmt. Es soll gezeigt werden, wie die Deformation im Untergrund verteilt ist und ob bevorzugt eine Reaktivierung von Verwerfungen oder eine Neubildung von Brüchen in dieser tektonisch komplizierten und dicht bevölkerten Region auftritt. Die seismologischen Untersuchungen werden auf den Registrierungen des AlpArray Netzwerks, des KIT KABBA Datenzentrums und der Landeserdbebendienste basieren. Dies erlaubt die einmalige Gelegenheit, die lokale Seismizität detailliert zu studieren. Die Diskrepanz zwischen der tektonischen Morphologie und dem Fehlen entsprechender Seismizität wird mit Untersuchungen der rezenten Tektonik und der Neotektonik angegangen, welche sich auf junge Landschaftsformen (postglazial) und die jüngsten Ablagerungen an Verwerfungen fokussieren werden. Alle diese Forschungsthemen sind eng mit den Schwerpunkt Mountain Building Processes in Four Dimensions (4D-MB)und AlpArray verbunden.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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