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Sozio-emotionale Fahigkeiten und Empathie bei Psychopathen

Antragstellerin Dr. Sally Olderbak
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2017 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 365266458
 
Sozio-Emotionale Fähigkeiten (SEF) bezeichnen Leistungskonstrukte, die in sozialen Kontexten verhaltensdeterminierend sind. SEF umfassen Aspekte wie etwa das Wahrnehmen und Erkennen von Gesichtern, die Dekodierung emotionaler Informationen aus Mimik anderer Personen sowie das emotionale Reagieren auf die inneren Zustände anderer Menschen. Bisherige Forschung zeigt, dass SEF bei Personen mit Psychopathie, einer Variante der Antisozialen Persönlichkeitsstörung, beeinträchtigt sind. Demnach weisen Psychopathen Defizite beim Erkennen emotionaler Zustände anderer auf, und zwar vornehmlich bei negativen Emotionen.Angesichts des sehr hohen Anteils von Gewaltdelikten, der von Psychopathen begangen wird, weisen diese Defizite möglicherweise besondere Bedeutung im Hinblick auf Behandlung, Risikobewertung und öffentliche Sicherheit auf. Das Zusammenspiel verschiedener Aspekte von SEF bei Personen mit und ohne Psychopathie erweitert unser Verständnis der kognitiven Prozesse, die an der Dekodierung von Emotionen und an der Auswahl adäquater Reaktionen auf die Emotionen anderer beteiligt sind.Trotz der wegweisenden Qualität eines großen Teils der früheren Forschung zum Thema weisen alle bisher durchgeführten Studien zum Teil gravierende Einschränkungen auf. So lag der Schwerpunkt bisheriger Studien entweder auf bestimmten Einzelemotionen, spezifischen Valenzen oder auf lediglich einer bestimmten experimentellen Aufgabe. Infolgedessen ist bislang kein kohärentes und belastbares Gerüst an Befunden entstanden, die die differentielle Verarbeitung von emotionalen Informationen bei Psychopathen beschreiben und erklären. Folglich ist unklar, ob einige der beobachteten Defizite wirklich eine Funktionsstörung in der Emotionserkennung darstellen oder eher von einer potenziellen Verwechselung bedingt sind, die etwa durch schlechthin unzureichende Behaltensleistungen bedingt sein könnte.Aus diesen Gründen verfolgen wir im hier vorgeschlagenen Forschungsprojekt eine multivariate Strategie. In die Stichprobe werden Straftäter (von denen einige sehr hohe Ausprägungen in Psychopathie haben) ebenso eingeschlossen wie Personen aus der Allgemeinbevölkerung (von denen die meisten niedrige Psychopathiewerte haben). Datenanalytisch streben wir die Schätzung von Strukturgleichungsmodellen (SEM) an. Ein Vorteil von SEM ist, dass die Zusammenhänge zwischen latenten Variablen wie Gesichtswahrnehmung und Emotionserkennung messfehlerbereinigt geschätzt werden können und von Spezifitäten der Leistungen bei einzelnen Aufgaben abstrahiert werden kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Oliver Wilhelm
 
 

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